Wo der Dialog beginnt, sind Grenzen im Fluss.
Literatur ist keine Einbahnstraße: Das war der Grundgedanke für das Projekt „Internationale Literaturdialoge“, das von der Sektion für internationale Kulturangelegenheiten im Österreichischen Außenministerium in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur ins Leben gerufen wurde. Gesucht wurden literarische Kooperationsprojekte, die sowohl Landes- und Sprachgrenzen als auch mediale Grenzen überbrücken und hinter sich lassen.
Wie zum Beispiel das Projekt „BOARDERLINE. Literarische Dialoge über Grenzerfahrung“, das Lydia Mischkulinig gemeinsam mit der polnischen Autorin Monika Wójcik-Bednarz erarbeitet hat. Beide AutorInnen sind „zwischen zwei Sprachen“ aufgewachsen. Lydia Mischkulnig im 2-sprachig Deutsch-Slowenischen Gebiet Kärntens. Monika Wójcik-Bednarz im schlesischen Opole / Oppeln, wo sowohl Polnisch als auch Deutsch gesprochen wird. Beide erkunden in ihrer gemeinsamen Arbeit, wie man in diesen Regionen mit der Deutschsprachigkeit umgeht und was für Menschen letztlich tatsächlich als identifikationsstiftend gilt.
Die österreichische Autorin und Fotografin Petra Nagenkögel nimmt eine Fotoserie, die sie während der Corona-Lockdowns an den Österreichischen Landesgrenzen entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs gemacht hat zum Ausgangspunkt für eine gemeinsame Arbeit mit Tom Schulz, der „Drüben“ in der DDR aufgewachsen ist. Gemeinsam haben sie für das Projekt >AN/GRENZEN< AutorInnen aus Ungarn der Ukraine, Italien, Mexiko und den USA eingeladen, um dieses „Drüben“, das auf der anderen Seite einer Grenze zu sein, zum Thema zu machen.
Ein gemeinsames Projekt aus Fotografie und Literatur erarbeiten auch die Wiener Autorin Christina Maria Landerl und die israelische Fotografin Ronny Aviram. In ihrer gemeinsamen Arbeit >TELAVIVIENNA. Vom Heimkommen< setzen sie sich mit der Frage auseinander, was es bedeuten kann, nach längerer Abwesenheit wieder in die eigene Heimatstadt zurück zu kommen. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wie sich der Blick auf die „Heimat“ aus einer gewissen zeitlichen und räumlichen Distanz verändert. Landerl und Aviram, haben eine Zeit lang in Berlin gemeinsam in einer Wohngemeinschaft gewohnt. Ihre gemeinsame fotografisch-literarische Untersuchung über das Heimkommen wird so gleichzeitig auch zu einer Reflexion über den Heimatbegriff an sich, der sich in einer Zeit, in der immer mehr Menschen – aus welchen Gründen auch immer – ihre Heimat verlassen neu zusammenfügt. Nicht mehr der Ort steht dabei im Mittelpunkt, sondern die Menschen.
So wie es der Sozialanthropologe und Kulturpolitiker Hanns Koren einmal formuliert hat: „Heimat ist dort, wo jemand auf mich wartet.“
Internationale Literaturdialoge
www.literaturdialoge.at
Literaturdialoge auf der Buch Wien
www.buchwien.at