Diagonale ’24 / Graz, Steiermark

Eröffnungsfilm "Favoriten" © Ruth Beckermann Filmproduktion

04.04.2024 – 09.04.2024

Das Festival des österreichischen Films, erstmals unter der Leitung von Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar, ist seit jeher ein Ort der Neu- & Wiederentdeckungen, ob im Rahmen der Wettbewerbs-Filme, in die auch der Jahresrückblick eingegliedert ist, oder aber in Form von filmhistorischen Specials.

Mit dem neuen Programmtitel Filmgeschichte werden zur kommenden Ausgabe zwei Programme zu sehen sein, in denen der Blick auf die Vergangenheit auch Rückschlüsse auf die österreichische Gegenwart erlaubt.

60 Jahre ist es her, dass die ersten ’Gastarbeiter:innen’ herkamen, zurückkehrten und wieder kamen. Eine ursprünglich anvisierte Zeitarbeit entwickelt sich zum Permanent-Zustand. Die Notlage im neuen Umfeld wurde jedoch politisch totgeschwiegen und viele Probleme dauern bis heute an.

„Die erste Schicht“ bietet einen Blickwechsel auf ein scheinbar „vertrautes“ Milieu – aus einer vorwiegend umgekehrten Perspektive: Nicht der Blick aus Österreich, Deutschland und der Schweiz auf die zu uns gekommenen Arbeitsnomad:innen steht im Mittelpunkt, in den meisten Werken sind es die Positionen von Filmemacher:innen aus den Herkunftsländern selbst.

Eröffnungsfilm: Favoriten von Ruth Beckermann

Eröffnen wird das Festival des österreichischen Films Ruth Beckermanns Dokumentarfilm Favoriten – als Österreichpremiere und in Anwesenheit der Filmemacherin sowie Teilen des Teams und Protagonist:innen.
„Ruth Beckermann ist auch deshalb eine Größe im österreichischen Film, weil sie in ihrem Werk immer wieder neue Richtungen einschlägt. Dass wir unsere erste Diagonale mit einem Film von ihr eröffnen können, ist tatsächlich ’a dream come true’. Es ist ein Film in der Gegenwart. Einer Gegenwart, die in diesem Jahr, auch in Österreich, vor schwierigen Herausforderungen steht. Favoriten ist keine Kopfsache, sondern eine Herzensangelegenheit. Wir freuen uns außerordentlich, den Film mit dem Diagonale-Publikum zu teilen!“, so Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar, das neue Intendant:innen-Duo.

weitere bereits fixierte Filme:

Halo, München / Hallo München (1967) und Specijalni vlakovi / Sonderzüge (1971), beide von Krsto Papić, handeln vom Aufbrechen nach Deutschland und Österreich und vom Zurückkehren in die Heimat sowie den sich daraus ergebenden widersprüchlichen Lebenssituationen an beiden Orten.

Kara Kafa / Schwarzkopf (1979) von Korhan Yurtsever schildert die Zerreißprobe im Gefüge einer Einwandererfamilie: Das neue Leben in Deutschland hat theoretisch unbegrenzte Möglichkeiten zu bieten, diese bestehen aber auch aus nicht erwarteten Tücken — so beginnt die Mutter der Familie, sich in der Frauenbewegung zu engagieren. Der Film wurde damals von der türkischen Zensurbehörde verboten und alle Kopien einkassiert. Erst kürzlich sind die Originalnegative aufgetaucht, auf deren Grundlage Kara Kafa restauriert werden konnte.

Inventur – Metzstraße 11 (1975) von Želimir Žilnik entstand im Treppenhaus eines Münchner Wohnhauses — dieser Ort des Durchgehens wird von Žilnik, der selbst damals als Arbeiter kam, zu einem Ort der kurzen, aber eindrücklichen Begegnungen transformiert: Vor der Kamera sprechen die Bewohner:innen des Hauses über ihre Herkunft als auch ihre Wünsche, Hoffnungen und Sorgen. Analphabeten in zwei Sprachen (1975) von der deutsch-iranischen Filmemacherin Mehrangis Montazami-Dabui: In dem Kurzdokumentarfilm werden die schulischen Probleme von Kindern mit Migrationshintergrund beleuchtet, die auch eng an die Schwierigkeiten, sich zwischen zwei Kulturen zurechtzufinden und den eigenen Platz zu finden, geknüpft sind.

Wo sein Wäsche (1975) von Dieter Berner kennen, im Rahmen der ORF-Sendereihe Geschichten aus Österreich entstanden: Frau Stankovic hat ohne ärztlichen Beistand zu Hause ihr Kind zur Welt gebracht, nun fehlen alle offiziellen Belege, um das dringend benötigte Wäschepaket zu bekommen. Denn das Baby allein reicht als Beweis dafür, dass es tatsächlich existiert und Wäsche benötigt, in den bornierten Amtsstuben nicht aus …

Kuratiert wird das Programm von Petra Popovic, Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar in Kooperation mit dem ORF und Jurij Meden (Österreichisches Filmmuseum).

Diagonale‘24
Festival des österreichischen Films Graz
04.04.2024 – 09.04.2024
www.diagonale.at