12.5. – 21.6.2023
Das Programm der Wiener Festwochen spannt den Bogen zwischen Menschenwürde und Revolution.
Ganz großes Theater: Das haben die Wiener Festwochen heuer wieder zu bieten. Der scheidende Intendant Christophe Slagmuylder ist quer durch Europa und darüber hinaus auf Theatershoppingtour gegangen und hat dabei Theatergrößen wie Alexander Zeldin, Susanne Kennedy, Milo Rau, Mariano Pensotti, Julien Gosselin oder Simon McBurney für die Festwochen verpflichten können.
Die Festwochen wollen neue Perspektiven auf die Gesellschaft der Gegenwart eröffnen und zentrale Themen unserer Zeit behandeln: „Wir sind für alles verantwortlich, was in der Welt passiert“, sagt die die ukrainische Menschenrechtsanwältin Oleksandra Matwijtschuk. Unter dem Motto Time to take responsibility erinnert sie daran, wie wichtig internationale Solidarität und der Widerstand gegen Unrecht sind.
Im Diskursprogramm der Festwochen geht es um Revolution und Aufbruch: „Jin, Jîyan, Azadî“ – Frau, Leben, Freiheit! Unter dieser Parole formierten sich im Iran im September 2022 die Proteste gegen das klerikal-repressive System des Landes.
Der Widerstand von Frauen im Iran wurde zum global beachteten Hoffnungsschimmer für eine andere Zukunft. Die Wiener Festwochen haben unter dem Motto „Widerstand schreiben“ die Autorinnen Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe, die Spanische Schriftstellerin Cristina Morales, und die Autorin Naghmeh Samini aus dem Iran zu Textbeiträgen eingeladen.
Die Lebensgeschichte des 1849 als blinder Sklave in den US-Südstaaten geborenen Thomas Wiggins ist die Grundlage für ein Auftragswerk der Wiener Festwochen: Mit Song oft he Shank stellen Regisseur Stan Douglas, Librettiste Jeffrey Renard Allen und Komponisten Goerge Lewis gemeinsam mit dem Ensemble Modern ein musikalisches Monodrama über Fragen des Verhältnisses von Identität und Menschenrechten auf die Bühne.
Die neue Veranstaltungsreihe COMISH richtet den Blick auf die künstlerischen Spielformen von zeitgenössischem Kabarett und Comedy. COMISH bietet jungen österreichischen Künstler:innen wie Toxische Pommes oder Malarina ein Bühne und lässt sie auf internationale Acts wie Erin Markey oder Lea Blair Whitcher treffen.
Für ein jüngeres Publikum entstand eine Neuinterpretation des Pinocchio-Stoffes: Die Filmemacherin und Performancekünstlerin Wu Tsang schreibt in die Erzählung einen zeitgenössischen Umweltdiskurs ein, der die Überlegenheit des Menschen über die Natur in Frage stellt.
Forderungen nach radikalen Reformen sind das Thema von Antigone im Amazonas. Milo Rau – der ab dem kommenden Jahr die Wiener Festwochen leiten wird – will mit seiner Überschreibung des Antigone-Stoffes Veränderung und Umdenken hervorrufen. Präzise verwebt Rau die Tragödie von Sophokles mit dem seit langem brisanten, politischen Thema in Brasilien.
„Kunst ist eine Notwendigkeit“, sagt Intendant Christophe Slagmuylder. Das sieht wohl auch sein Nachfolger so.
Wiener Festwochen 2023
12.5. – 21.6.2023
Wien, various locations
www.festwochen.at