10.5. – 15.5.2023
BURSTING BUBBLES! Das Literaturfest Salzburg bringt die Blasen unserer Komfortzonen zum Platzen.
In zahlreichen Salzburger Schaufenstern kann man im Rahmen des Literaturfestes Salzburg Zitate wie dieses lesen:
„Wir brauchen unseren ganzen Widerstandsgeist.“ (Laura Freudenthaler)
Es stammt aus Laura Freudenthalers Text: Ein Raum ist eine Möglichkeit. Sich aus der eigenen Wahrnehmungsblase herauszubewegen, eröffnet Raum – für neuen Ideen, Perspektiven, neue Begegnungen, neue Autor:innen. Das 15. Salzburger Literaturfest präsentiert Schriftsteller:innen, die marginalisierten Gruppen in unserer Gesellschaft eine Stimme verleihen. Und dies auf eindrückliche Weise:
In Leichte Sprache von Christina Morales rebellieren vier als „geistig behindert“ eingestufte Frauen gegen staatliche Bevormundung. Die spanische Autorin und Produzentin einer Punkband hat ein aggressives, unbequemes und anarchisches Werk vorgelegt. „Dieser Roman ist kein Inklusionsmärchen, er ist ein Forderungskatalog. Er besteht auf der Benennung von Unterschieden, auf Klarheit, er besteht auf der Notwendigkeit zu hassen, auf Lebendigkeit, Überraschung und Revolte“, heißt es in der Jury des Internationalen Literaturpreises 2022.
Ein Kernthema von Über den Fluss der Autorin und Psychologin Theresa Pleitner sind weiße Privilegien und die Verstrickungen in strukturellen Rassismus. Die Protagonistin des Romans findet sich als Arbeiterin im System Flucht und Integration wieder und stellt fest: als Teil des Systems wird sie zum Teil des Problems. Der Roman trägt autobiografische Züge, denn wie ihre Hauptfigur arbeitete auch Pleitner in einer Flüchtlingsunterkunft und kennt den moralischen Zwiespalt.
Einsamkeit und Isolation in unserer Gesellschaft sind Themen der österreichisch-japanischen Autorin Milena MichikoFlašar. „Kodokushi“, zu Deutsch „einsamer Tod“ lautet die japanische Bezeichnung für das Sterben, das niemand bemerkt, und wenn Leichname mitunter jahrelang unentdeckt bleiben. Oben Erde, unten Himmel behandelt ein düsteres und nicht rein japanisches Phänomen und eine Erinnerung daran, dass Menschen überall auf der Welt mit Problemen wie sozialer Isolation, Ausgrenzung und Einsamkeit kämpfen.
Vor dem Hintergrund von Arbeitslosigkeit und scheinbarer Hoffnungslosigkeit stellt Birgit Birnbacher in ihrem neuen Roman Wovon wir leben die Frage, wie wir leben wollen. Unter Stichworten wie Sorgearbeit, Beziehungsarbeit, Niedriglohnsektor und Pflege schreitet die Autorin Arbeitsformen und -bereiche ab, die seit Beginn der Coronapandemie in der Diskussion sind. Vor allem arbeitet Birnbacher den Anteil daran heraus, den Frauen daran haben, die unter ständiger Überschreitung der Grenzen ihrer Kräfte Familien und Pflegesysteme aufrechterhalten.
Diese und noch weitere Stimmen verbinden sich mit Lesungen, Performances, literarischen Spaziergängen und Konzerten mit internationalen Autor:innen, Musiker:innen und Künstler:innen.
Literatur kann uns aus unseren Komfortzonen herausholen und sogar Revolutionen auslösen.
Let’s burst the bubbles!
Literaturfest Salzburg 2023
10.05. – 15.5. 2023
Salzburg, various locations
www.literaturfest-salzburg.at