21.3. – 26.3.2023
Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber präsentieren heuer ihr letztes Programm in ihrer Funktion als Intendanten der DIAGONALE. Und spannen dabei den Bogen von den klaffenden Wunden unserer Zeit bis hin zu ganz großem Kino.
Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist: Als Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber im Jahr 2016 die Leitung des Filmfestivals DIAGONALE übernommen haben, haben sie höchst erfolgreich den Boden umgepflügt und ausreichend Platz für junge Talente des Österreichischen Films in ihrem Programm geschaffen. Viele der jungen Filmemacher:innen, deren Karrieren in den vergangenen Jahren bei der DIAGONALE einen frühen und deshalb umso wichtigeren Schub erhalten haben, konnten sich inzwischen erfolgreich etablieren.
Eine solche Chance wird heuer dem 1993 geborenen Regisseur Jakob Fischer geboten, dessen Kurzspielfilm Workshop für Demokratie und Menschenrechte mit reichlich lakonischem Humor nachzeichnet, wie Demokratiebildung heute an unseren Schulen vermittelt wird. Und wie das Lehrpersonal dabei selbst ins Straucheln kommen kann: Ein Kasperltheater zum Thema Menschenrechtsverletzungen, ein delikates Privilegienquiz und klaffende Wissenslücken auf allen Seiten sorgen für reichlich Zündstoff und hitzige Diskussionen über divergierende Wertvorstellungen.
Katharina Mücksteins Dokumentarfilm Feminism WTF wirft die Frage auf, was der Feminismus in hundert Jahren wohl erreicht haben wird: Eine wütende und widerständige Bestandsaufnahme der herrschenden immer noch patriachal beherrschten Verhältnisse.
Mit Matter out of Place malt Nikolaus Geyerhalter – wie schon in seinem letzten Film Erde – wieder ein dokumentarisches Filmgemälde über den Raubbau an unserem Planeten: Die dokumentarische Reise vom Meeresgrund bis in die Berge Nepals und zu einer Verbrennungsanlage in der Wüste Nevadas macht deutlich: Nirgends gibt es mehr genug Platz für den Müll den wir Tag für Tag produzieren. Eine nüchterne Beobachtung, bei der nur das Material sprechen darf.
Der Dokumentarfilm Lass mich fliegen von Evelyne Faye begleitet vier junge Menschen, denen man Trisomie 21 diagonstiziert hat. Sie wollen ihr Leben nach ihren Wünschen gestalten, fordern ihr Recht auf Arbeit, Ehe, Kinder und politische Mitsprache ein und stossen dabei überall auf Hürden und Widerstand. Ein kraftvolles Portrait über das Gesehen- und Gehörtwerden und den unbedingtem Willen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Das Science Fiction Drama Rubikon von Leni Lauritsch entwirft für das Jahr 2056 eine Dystopie, in der eine Konzernsoldatin, ein Wissenschaftler und ein Biologe von der Raumforschungsstation Rubikon aus mitansehen müssen, wie eine Umweltkatastrophe die Erde zerstört. Wir werden ja sehen, ob bei der DIAGONALE 2056 auch wieder einmal erfreulichere Themen im Mittelpunkt des Festivalprogrammes stehen können …
Erööfnet wirf die DIAGONALE mit Patric Chihas Spielfilm „Das Tier im Dschungel“. Es ist eine pulsierende Ode an großstädtische Clubkultur, ein Plädoyer für die befreiende Macht des Sichverlierens im Rausch des Tanzes, des Lebens, der Liebe. Dem Langfilm zur Seite gestellt wird in diesem Jahr Viktoria Schmids experimentelle Miniatur „NYC RGB“, deren Weltpremiere den Auftakt des Galaabends bildet – ein durch historische Farbfilmverfahren verschobener Blick auf New York als Beweis für das die Wirklichkeit aufsprengende Potenzial des Kinos.
Im Zentrum des Festivals steht der Filmwettbewerb, der aus jeweils rund 500 aktuellen Einreichungen herausragende Spiel- und Dokumentarfilme sowie die besten Kurz-, Animations- und Experimentalfilme und -videos zeigt – viele der Produktionen aus diesem Programm feiern in Graz ihre Weltpremiere oder ihre österreichische Erstaufführung. Weiters präsentiert das Festival zahlreiche Highlights des vergangenen Kinojahres.
Die Diagonale bietet wieder zwei Spezialprogramme: Die historischen Specials FINALE und Aktion! Action! bieten die rare Gelegenheit, teils eigens digitalisierte und restaurierte Arbeiten aus den heimischen Filmarchiven fernab der Hauptstadt zu sehen.
Die Programmreihe Zur Person widmet sich dem Filmemacher und Drehbuchautor Goran Rebić. Seine Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme erzählen von der Arbeitsmigration nach Wien, von der Unabhängigkeit und dem Bürgerkrieg in Georgien, von den Zerfallsprozessen Jugoslawiens oder von der Donau als europäische Lebensader.
Diagonale‘23
Festival des österreichischen Films Graz
21.3. – 26.3.2023
www.diagonale.at