18.08. – 20.08. 2022
Kultur als Katalysator für Regionalentwicklung: Das ROSTFEST Eisenerz bricht stereotype Denkmuster in einer Krisenregion auf.
Eisenerz galt längere Zeit als eine der am stärksten schrumpfenden Gemeinden in Österreich. Der wirtschaftliche Strukturwandel setzt der Bergbaustadt seit längerer Zeit stark zu. Die EinwohnerInnenzahl ist in den vergangenen Jahrzehnten von 13.000 auf 4.200 zurückgegangen. Vor allem junge Menschen haben Eisenerz den Rücken gekehrt und ihre Zukunft woanders gesucht.
Vor diesem Hintergrund hat der Soziologe Rainer Rosegger gemeinsam mit dem Architekten Werner Nussmüller das Projekt re-design Eisenerz gestartet, das sich zunächst mit der immer größer werdenden Leerstandsproblematik des Ortes beschäftigt hat. Um Eisenerz sowohl nach außen als auch nach innen einen neuen Schub zu verleihen, wurde eine partizipative Strategie entwickelt, die vor allem auf Kultur als Katalysator für den regionalen Entwicklungsprozess gesetzt hat.
Verdichtet wurde dieses Kulturkonzept in der Gründung eines – wie es die InitiatorInnen nennen – postindustriellen Festivals. Im Jahr 2012 wurde in Kooperation mit dem Kulturverein „eisenerZ*ART“ das ROSTFEST ins Leben gerufen. Das Konzept des Festivals ruhte von Anfang an auf einer sehr breit angelegten Kombination aus Kunst, Musik, Sport, Diskurs und auch Action, bei der sehr genau darauf geachtet wurde, dass für alle Generationen und unterschiedlichste kulturelle Milieus Angebote dabei waren.
Dank der guten Verbindungen der InitiatorInnen des Festivals insbesondere zur freien Grazer Kultur- und Musikszene, war von Anfang an ein reger Austausch zwischen der Region und urbanen subkulturellen Milieus sichergestellt. Leerstand in Eisenerz wurde für die FestivalbesucherInnen auch für „Urban Camping“-Nutzungen zugänglich gemacht.
Immer im Mittelpunkt steht dabei der partizipative Charakter des Projektes. „Kultur ist ein guter Katalysator für Beteiligung“, sagt Rosegger. „Wenn gemeinsam mit lokalen Tischlern und Handwerkern vor Ort die Aufbauten gemacht werden, dann werden auch Berührungsängste und stereotype Vorurteile abgebaut.“ Das ROSTFEST hat so seit seiner Gründung im Jahr 2012 viel dazu beigetragen, dass Eisenerz sowohl in der lokalen als auch überregionalen Wahrnehmung inzwischen wieder viel positiver besetzt wahrgenommen wird, ist Rosegger überzeugt.
Weil es die Corona-Pandemie für Großveranstaltungen nach wie vor erforderlich macht, entsprechende Sicherheitskonzepte vorzusehen, findet die diesjährige Ausgabe des Festivals wieder im Festivalgelände im Münichtal statt. Die Programmverantwortlichen rund um Patricia Wess und Uwe Gallaun haben aber fest vor, im nächsten Jahr auch wieder das Stadtzentrum selbst zu bespielen.
Neben Film- und Videokunstprogrammen, Rost-Workshops für Kinder etc. reicht das Musik-Lineup in diesem Jahr von „Attwenger“ bis zum exzentrischen Noise-Rock-Trio Bulbul.
Gleichzeitig mit dem Festival eröffnet der Kunstverein „eisenerZ*ART“ im FreiRaum Eisenerz eine von Alexandra Riewe kuratierte Ausstellung über den Architekten und Widerstandskämpfer Herbert Eichholzer, der als einer der Wegbereiter der Moderne in der Architektur in Österreich gilt.
ROSTFEST 2022
18.08. – 20.08. 2022
Eisenerz
www.rostfest.at