21. – 31.10.2021.
Zeit fangen in Bildern und Worten – Die Viennale ’21 widmet sich der Subversion.
„Die subversive Kraft des Kinos hat immer noch die Macht, unsere Sicht auf die Dinge zu beeinflussen“, ist VIENNALE Intendantin Eva Sangiorgi überzeugt. Gerade in Zeiten von Unsicherheit und Veränderungen ist diese Macht umso größer. „Wir werden uns an 2021 immer als Übergangsjahr erinnern“, sagt Sangiorgi. Nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch wegen der vielen politischen Veränderungen, die es schon gebracht hat.
Für Sangiorgi gilt es vor diesem Hintergrund auch die Aufgabe und Rolle von Filmfestivals für die Filmbranche und Gesellschaft kritisch zu diskutieren. „Mehr denn je besteht die Viennale auf der Wichtigkeit eines gemeinsamen Raumes, der gerade in einer stets sich wandelnden Gesellschaft geteilt werden und teilbar sein muss und von dem man Gebrauch machen sollte, um deren Veränderungen besser zu verstehen“, betont sie.
Die Zeit verstehen und sie zur Debatte stellen, dieser Zugang bildet das Gründgerüst für die Programmstruktur der diesjährigen VIENNALE. Die ausgewählten Filme behandeln wiederkehrende Motive:
Zum Beispiel den Dialog zwischen Jung und Alt, wie zum Beispiel im Debütfilm von Ignacio Ceroi, QUÉ SERÁ DEL VERANO, oder in dem sehr zarten PETITE MAMAN von Céline Sciamma. Das Gegenüber der Generationen behandeln auch Filme wie HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE von Maria Speth oder dem inspirierenden und erfrischenden THE INHERITANCE von Ephraim Asili.
Ein zentrales Motiv des diesjährigen VIENNALE Programmes sind auch Geschichten über das Reisen. Reisen durch die Geschichte, Beziehungen aber auch Reisen auf der Suche nach sich selbst. Darunter auch Filme von vielsprechenden jungen Österreichischen Filmemacher*Innen wie GROSSE FREIHEIT von Sebastian Meise, der beim Filmfestival in Cannes seine Premiere hatte und auch als Eröffnungsfilm bei Filmfest Hamburg am 30. September zu sehen sein wird oder der Film BEATRIX der jungen Österreichischen Filmemacherinnen Milena Czernovsky und Lilith Kraxner.
BEATRIX stellt den Körper einer jungen Frau in den Mittelpunkt. Es sind banale Dinge, die vordergründig gezeigt werden: essen, trinken, putzen, springen, baden, etc. Die Bilder fragmentieren den Körper und lassen so Weiblichkeit körperlich greifbar werden. Milena Czernovsky und Lilith Kraxner gehen kompromisslos an ihre Auseinandersetzung mit dem Dasein einer jungen Frau heran und lassen an die feministischen Experimentalfilme von Chantal Akerman aus den 70er und 80er Jahren denken.
Eine Personale ist dem britischen Filmregisseur Terence Davies unter dem Titel „Zeit fangen in Bildern und Worten“ gewidmet, von dem auch der diesjährige VIENNALE Trailer stammt. Ein existentialistisches Filmgedicht unter dem Titel „But Why“, in dem ein Mann in kurzen Kameraschwenks auf einer Treppe auf sein Leben zurückblickt.
„Die Viennale ist ein Festival, das die Erinnerung würdigt und sich der Lehren der Geschichte bewusst ist“, sagt Sangiorgi und verweist dabei auch auf einen, wie sie ihn nennt „Säulenheiligen der Cinephilie“, Amos Vogel, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre und als 17-jähriger aus der „Ostmark“ in die Vereinigten Staaten emigrieren musste. Der Filmwissenschaftler und Filmkritiker ist nicht zuletzt auch für seine Filmgeschichte „Film as a Subversive Art“ bekannt geworden. In einer Zeit, in der Kunst- und Medienfreiheit zunehmend zur Disposition gestellt werden, gewinnt subversive Kraft des Films wieder neue Bedeutung. Dem trägt auch der Auftrag von Sangiorgi an die Kurator*Innen der einzelnen Programmreihen der diesjährigen VIENNALE Rechnung: Es sollen nur Filme gezeigt werden, die sich mit der Frage, was „Film“, „subversiv“ und „Kunst“ heute heißen können, auseinandersetzen.
VIENNALE ´21
21. – 31.10.2021
www.viennale.at