21.08-12.09.2021.
Wenn Frauen ihre Stimme erheben!
100 starke Frauen die etwas zu sagen haben stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „100 Female Voices“ in der Salzburger Kollegienkirche. Die aus Salzburg stammende und in Berlin lebende Künstlerin Martina Stock hat Portraits von 100 bedeutenden Künstlerinnen aus 100 Jahren Salzburger Festspiele serigrafisch für Siebdruck bearbeitet und so arrangiert, dass die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung den Portraits „auf Augenhöhe“ begegnen können. Stock hat für den Ausstellungsraum auch ein Musikstück komponiert, das eine Verbindung zwischen den vorgestellten Künstlerinnen, ihren Stimmen und der Musik herstellt.
Die Verbindung von Sprache und Musik spielt auch in der Literatur von Elfriede Jelinek eine wichtige Rolle. Mit dem „musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen“, hat das Nobelpreiskomitee die Vergabe des Literaturnobelpreises an Elfriede Jelinek begründet. Jelinek, die 1998 bei den Salzburger Festspielen auch „Dichterin zu Gast“ war, hat immer kompromisslos gegen Missstände in Politik und Gesellschaft angeschrieben. Ihre Sprache erzeugt dabei oft einen musikalisch-rhythmischen Sog, der die Radikalität ihrer Literatur noch weiter verstärkt.
Das von Martina Stock bearbeitete Portrait Elfriede Jelineks steht in der Ausstellung in der Salzburger Kollegienkirche auch in einem unmittelbaren Bezug zum Portrait der Komponistin und Singer-Songwriterin Eva Jantschitsch alias Gustav, die gerade an der Filmmusik für den Kinodokumentarfilm „Elfriede Jelinek. Die Sprache von der Leine lassen“ von Claudia Müller arbeitet, der Ende dieses Jahres vorgestellt werden soll.
Die Ausstellung 100 Female Voices zeichnet den langen Weg nach, den Künstlerinnen zu gehen hatten und haben, um sich im immer noch männerdominierten Kunst- und Kulturbetrieb ihren gleichberechtigten Platz zu verschaffen. Als die Sopranistin Lotte Lehmann 1928 bei den Salzburger Festspielen debutierte, war den Frauen im Opernbetrieb nahezu ausschließlich die Rolle „nachschaffender Künstlerinnen“ unter der Leitung von ausschließlich männlichen Dirigenten und Regisseuren zugewiesen. Die ersten Aufführungen von Werken von Komponistinnen mussten noch viele Jahrzehnte auf sich warten lassen.
Olga Neuwirth war eine dieser Pionierinnen, deren Portrait ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Sie verbindet eine lange Freundschaft mit Elfriede Jelinek. Ihr internationaler Durchbruch als Komponistin gelang ihr in den 90-er Jahren mit Miniopern nach Texten von Elfriede Jelinek und bei den Salzburger Festspielen wurde sie erst Jahre später erstmals aufgeführt.
Auch wenn die Salzburger Festspiele in den vergangenen Jahren eine sehr streitbare und durchsetzungskräftige Präsidentin hatten, eine Intendantin gab es bisher noch nicht. Zeit wird´s.
100 Female Voices
21.08-12.09.2021
Salzburg, Kollegienkirche
www.100femalevoices.com