12.5.–5.9.2021.
Freiraum fürs Träumen im Lentos Kunstmuseum.
“Unbekümmert“, „neugierig“, „vertäumt“, „vorbestimmt“, „diszipliniert“, „ohnmächtig“, „unschuldig“, „überfordert“: Nach diesen Begriffen gliedern die Kuratorinnen Sabine Fellner und Elsiabeth Nwak-Thaller ihre aktuell im Lentos Kunstmuseum gezeigte Ausstellung „Wilde Kindheit“ in einzelne Ausstellungskapitel.
Gezeigt werden 170 Arbeiten von 1900 bis in die Gegenwart, die kritisch aber auch mit viel Ironie und Humor kindliches Glück ebenso wie Frustrationen dokumentieren. Alain Laboile, Heidi Harsieber, Alois Mosbacher und Fritz Simak beobachten ihre Kinder„unbekümmert“ beim unbeschwerten Spiel und wilden Toben, Experimentieren und Blödeln.
Sabine Fellner will mit der Ausstellung das breite Spektrum an Abenteuern, aber auch Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche aktuell konfrontiert sind, vor Augen führen. Realistisch differenziert, oft schonungslos, aber auch mit Humor. „Die Ausstellung soll komplexe Inhalte ansprechen, ohne lehrhaft oder moralisierend zu werden“, sagt Fellner.
Die Ausstellung entführt in Phantasiewelten, in der Märchenwesen, übernatürliche Kräfte, Hexen, Geister, das Christkind und der Osterhase vorkommen. Alltägliche Gegtenstände werden belebt und können zu Monstern werden, wie in Auguste Kronheims Holzschnittserie „Unheimliche Kindheit“.
„Das habe ich noch nie vorher versucht,
also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“
PIPPI LANGSTRUMPF
Arbeiten von Werner Berg, Thomas Billhardt, Christian Boltanski oder Oskar Kokoschka zeigen, wie Kinder den grausamen Realitäten von Krieg, sozialem Elend oder Missbrauch ohnmächtig hilflos ausgesetzt sind.
Dem steht die ländliche Idylle einer naturverbundenen, unbeschwerten Kindheit zum Beispiel der 6 Kinder des Fotografen Alain Laboile gegenüber, der das Aufwachsen seiner Kinder „am Rande der Welt“ wie er sagt, dokumentiert hat.
Unersättliche Entdeckungsfreude und Experimentierlust stehen in der Ausstellung abgestumpfter Wohlstandsverwahrlosung gegenüber. Kinder im Spiel, bei der Immitation der Erwachsenen treffen auf die Smartphone-dominierten Erfahrungswelten der medial geprägten Gegenwart.
Im Zentrum der Ausstellung sprechen zwölf KünstlerInnen in Videointerviews über ihre eigenen Kindheitserfahrungen und welche Auswirkungen sie auf ihr kreatives und künstlerisches Schaffen hatten. Von Yoko Ono bis Jonathan Meese, Bill Viola, Wim Wenders, Daniel Kehlmann oder Patti Smith geben Einblicke in ihre Kindheit, die auch ihr späteres künstlerisches Schaffen in einem neuen Kontextrahmen verortet.
Eine Ausstellung, die Anstoss gibt, auch wieder in eigene Kindheitserinnerungen einzutauchen. In der wir noch unersättlich und bei vollen Sinnen geträumt haben.
WILDE KINDHEIT
12.5.–5.9.2021
Lentos Kunstmuseum
Doktor-Ernst-Koref-Promenade 1
4020 Linz
www.lentos.at