Die Arbeit in und an der Zukunft / Ars Electronica Center, Linz

(c) Robert Bauernhansl: Ars Electronica Pinocchio, Creative Robotics Lab of Kunstuniversität Linz, Ars Electronica Futurelab

08.06. – 12.09.2021.

PUPPETS ON A STRING?

„Die Arbeit in und an der Zukunft“ im Ars Electronica Center Linz: Wird Artificial Intelligence uns sagen, was wir tun und was wir lassen sollen?


Pinocchio hängt an den Fäden eines Roboterarmes. Der Roboter lernt gerade die feingliedrige hohe Kunst des Puppenspiels. Pinocchio ist ein gemeinsames Projekt des Ars Electronica Futurelab mit dem Creative Robotics Institut der Linzer Kunstuniversität. Kerstin Blätterbinder, Stefan Mittlböck, Erwin Reitböck, Peter Freudling und Otto Naderer untersuchen im Rahmen dieses Projektes gemeinsam, wie Roboter hochkomplexe menschliche Fähigkeiten und künstlerische Fertigkeiten erwerben können. Das Projekt ist Teil der Ausstellung „Die Arbeit in und an der Zukunft“ im Linzer Ars Electronica Center. Pinocchio wirft gleichzeitig eine der wohl brennendsten existentiellen Fragen im Bezug auf das künftige Verhältnis von Menschen und Maschinen auf. Nämlich: Wer kontrolliert in Zukunft wen?

Digitale Assistenzsysteme übernehmen über immer größere Bereiche des Alltags und der Arbeitswelt die Kontrolle. Vom Straßenverkehr bis zur Logistik und Industrieanlagensteuerung. Sie verbreiten sich vor allem deshalb so erfolgreich, weil sie sich bislang kaum einem gesellschaftspolitischen Diskurs zu stellen hatten, sondern vielmehr aus ökonomischen Nutzen- und Profitmaximierungsdynamiken heraus vorangetrieben werden.

Die Ausstellung „Die Arbeit in und an der Zukunft“ zeigt eindrucksvolle Beispiele auf, was schon in naher Zukunft unseren Alltag bestimmen könnte. Einer der Themencluster der Ausstellung im Ars Electronica Center ist den künftigen Formen der Kollaboration von Mensch und Maschine gewidmet. Exoskelette helfen Lagerarbeitern heute schon bei schweren Hebearbeiten. Arbeitsgesundheit ist ein überzeugendes Argument für den Einsatz solcher Maschinen. Was aber, wenn sie auch mit einer Steuerungssoftware ausgestattet werden, die diesen „Lagersoldaten“ gleich die Marschrichtung vorgeben? Technisch wäre das wohl keine große Herausforderung mehr. Eine Verlockung also, der notorisch als Arbeitnehmer ausbeutende, prozessoptimierungs- und profitmaximierungsgierig bekannte Unternehmen wie etwa Amazon womöglich leicht erliegen könnten.

Dieses Beispiel macht sichtbar, dass eine breite Grundrechtedebatte über das Verhältnis von Mensch und KI höchste Dringlichkeit hat. Die von Ferdinand von Schirach angestoßene Initiative „Jeder Mensch“ fordert daher auch ein neues Grundrecht zum Schutz des Menschen vor den Auswirkungen künstlicher Intelligenz: „Jeder Mensch hat das Recht, dass ihn belastende Algorithmen transparent, überprüfbar und fair sind. Wesentliche Entscheidungen muss ein Mensch treffen.“, schlägt von Schirach als Formulierung für einen neuen Artikel in der Europäischen Menschenrechtskonvention vor. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung haben wir wohl nicht mehr lange Zeit, uns dieser Grundrechtedebatte zu entziehen. Sie betrifft auch einen anderen Themencluster der Ausstellung: „Daten sind das neue Öl“. Das internationale Kunstkollektiv Collective NoTopia präsentiert in der Ausstellung ihr Projekt „AIOracle 2081“, dem eine provokante Spielanordnung zugrunde liegt. Man betritt einen Scannerraum und eine Stimme verliest die Regeln:

„Welcome to AI Oracle. By entering this cube you agree to our terms of scanning all your existing data and selecting a future job for you. Welcome to the future!“.

Die Arbeit in und an der Zukunft
08.06. – 12.09.2021
Ars Electronica Center
Ars-Electronica-Straße 1
4040 Linz
https://ars.electronica.art