Die Architekturtage Salzburg erforschen das Verhältnis von Architektur und Bildung.
Homeschooling ist keine Lösung. So viel ist mittlerweile klar. Klar ist aber auch: Die Digitalisierung der Lernwelten, die durch die Pandemie einen jähen Zusatzschub erhalten hat, stellt die bisher gültigen Anforderungen und Konzepte für die Gestaltung von Bildungsräumen genauso fundamental in Frage wie neue Lehr- und Lern-Modelle der didaktischen und pädagogischen Forschung.
In Salzburg sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von in der Fachwelt auch international beachteten neuen Schul- und Uni- versitätsbauten entstanden. Der Bildungscampus Gnigl des Architektenteams SEP – Storch, Ehlers und Partner gehört ebenso dazu, wie der Unipark Nonntal vom selben Büro.
Seit diese Projekte entworfen wurden, hat sich die didaktische und pädagogische Forschung schon wieder deutlich weiterentwickelt. Mit teilweise grundlegend neu zu denkenden Raumkonzepten, um sie auch umsetzen zu können. Konventionelle Schulbauten können diesen Anforderungen oft nicht mehr brauchbar entsprechen.
Offenes, fächerübergreifendes lernen, lernen in Teams und Gruppen auch unterschiedlicher Alters-, Erfahrungs- und Wissensstufen, fluide Wechselmöglichkeiten zwischen Konzentrations-, Kommunikations- und körperlich aktiven Phasen, die ganzheitliches Lernen fördern und nicht zuletzt auch das exponentiell gewachsene Verwenden von Online-Lerntools, die auch nach der Pandemie nicht einfach wieder verschwinden werden, verlangen nach vollkommen anderen Gebäude und Raumkonzepten für Schul- und Bildungsbauten, als wir sie heute kennen und immer noch bauen. Schulen mit klassischen Klassenzimmerstrukturen können solchen Anforderungen nur mehr ungenügend entsprechen.
Die Weichen für moderne Konzepte von Bildungsbauten werden bereits lange vor der Ausschreibung eines Architekturwettbewer- bes gestellt. Bei den von der Initiative Architektur konzipierten Programmpunkten für die diesjährigen Architekturtage Salzburg unter dem Motto „Leben / Lernen / Raum“, steht dieses Thema im Mittelpunkt. Dabei werden Herangehensweisen für Prozesse skizziert, die zu „Lernhäusern“ führen können, die auch zeitgemäßen didaktischen und pädagogischen Konzepten entsprechen können.
Es wird zum Beispiel der Dialogprozess mit allen Beteiligten Gruppen nachgezeichnet, der vor der Sanierung der Volksschule und des Kindergartens in Salzburg Lehen geführt wurde. SchülerInnen, LehrerInnen, Schulverwaltung und auch Hausmeister und Schulwart wurden in einen Dialogprozess eingebunden, der die Grundlage für die Konzeption des künftigen Umbaues bilden wird. Im Rahmen der Architetkurtage wird ein Film über diesen Prozess präsentiert.
Beteiligungsverfahren mit den Betroffenen als Vorbereitung von Architekturwettbewerben für Bildungsbauten sind aber nur ein erster Schritt. Zu überlegen wäre auch, ob künftige Ausschreibungen für die Gestaltung von Schul- und Bildungsbauten nicht auch in der Gestaltungskonzeption selbst die Bildung von interdisziplinären Teams aus ArchitektInnen und ForscherInnen aus den Bereichen Didaktik, Pädagogik aber auch aus Forschungsfeldern für Digitales Lernen anregen und forcieren sollten, damit in der eigentlichen Konzeptionsphase die Expertise aller Forschungsbereiche aus diesem Feld einfließt und im Entwurf Berücksichtigung findet.
Um zu verdeutlichen, dass die Gestaltung von Bildungsbauten auch in der Geschichte schon immer einem permanenten Wandel und Anpassungen unterlegen ist, wirft die Initiative Architektur auch einen Blick zurück in die Geschichte des Bildungsbaus in Salzburg. Ein Film von Lea-Sophie Kurz, der sich mit diesem Thema beschäftigt, wird im Rahmen des Programmes ebenfalls präsentiert.
Architekturtage Salzburg
Initiative Architektur Salzburg
11. – 12.06.2021
www.architekturtage.at
www.initiativearchitektur.at