Die Tage der Utopie sind verliebt in die Zukunft.
Alles wird gut. Oder jedenfalls besser. Was aus der Sicht einer pandemischen Gegenwart keine gewagte Prognose ist. Aber wie?
Die „Tage der Utopie“ in Götzis in Vorarlberg versuchen Skizzen dafür zu entwickeln. Wünschenswerte Utopien und mutige Entwürfe für ein besseres Leben.
Als Hans Joachim Gögl und Josef Kittinger vor beinahe 20 Jahren die „Tage der Utopie“ ins Leben gerufen haben, stand für sie vor allem ein Aspekt im Mittelpunkt: „Vor guten neuen Ideen braucht man keine Angst zu haben.“ Im Laufe der Jahre ist ihr „Festival für eine gute Zukunft“ zu einem vielgeschätzten Treffpunkt und Begegnungsort für Menschen geworden, die über die Zukunft nicht nur lamentieren, sondern in ihr vor allem die Chancen und Verwirklichungsmöglichkeiten erkennen, die uns allen offen stehen. Ein Begegnungsort für Optimisten, die an die positive Kraft der self-fulfilling-prophecies glauben.
Vieles von dem, was in den vergangenen Jahren bei den Tagen der Utopie diskutiert wurde, ist inzwischen Wirklichkeit geworden. Und vor allem Vorarlberg selbst hat vom unbeirrbaren Optimismus der beiden Programmmacher auf vielfältige Weise profitiert. Ideen für Raumgestaltung, direkt-demokratische Konzepte und Modelle: Vieles davon wurde inzwischen ausprobiert und umgesetzt.
Deshalb kann auch die Pandemie den Tagen der Utopie nicht wirklich etwas anhaben. Denn Zukunftskompetenz bedeutet auch, dass man sich zu helfen weiß: Heuer finden die Hauptvorträge nicht wie gewohnt indoor, sondern auf der Frischluft Kulturbühne in Ambach statt (warm anziehen!).
Die Themen, die in diesem Jahr diskutiert werden, nehmen Utopien vorweg, die vielen vielleicht noch abwegig erscheinen, aber gar nicht so unrealistisch sind:
5-Stunden-Tag bei vollem Lohnausgleich. Das Ende des Artensterbens. Der Öffentliche Raum gehört wieder den Kindern, nicht dem Auto. Klingt heute alles noch ziemlich abwegig. Ist es aber nicht.
Die Philosophin und Autorin Ariadne von Schirach wird sich mit der Frage der Überwindung von Zukunftsängsten beschäftigen. Der bulgarische Schriftsteller Ilija Trojanow geht der Frage nach, wie man Utopien so erzählt, dass sich alle sofort danach sehnen. Und der Evolutionsboiloge Matthias Glaubrecht analysiert, was wir von dem gewaltigen Chicxulub-Meteoriteneinschlag, der wohl das Aussterben der Dinosaurier ausgelöst hat und den Säugetieren und Menschen erst den Raum für ihre Entfaltung ermöglicht hat über die Zukunft der Artenvielfalt lernen können.
Keiner von uns wird 65 Millionen Jahre in die Zukunft zu denken vermögen. Die übernächste Generation ist da vielleicht noch leichter vorstellbar. In welcher vom Menschen ge- und bebauten Wirklichkeit die Enkel und Urenkel von uns leben könnten, damit beschäftigt sich Reiner Nagel, Architekt und Stadtplaner der deutschen Bundesstiftung Baukultur.
Summa Summarum: Wer Utopien hat, braucht keinen Arzt. Im Gegenteil. Er nimmt die Zukunft selbst in die Hand.
Tage der Utopie
26.04. – 01.05.2021
Götzis/Ambach Vorarlberg
www.tagederutopie.org