Höhenrausch: Paradiesische Rauschzustände

(c) Claudia Czimek

„Der Himmel kann warten“ wenn der „Höhenrausch“ kommt. 

Beim Höhenrausch in Linz fährt Claudia Czimek per Anhalter ins Paradies.
 


In Linz beginnt ́s, das Paradies, könnte man heuer sagen. Vom Dach des OK-Centrums in Linz hat man nicht nur eine gute Sicht auf den Himmel, in dem sich in der Nacht – trotz light-pollution – ganz ordentlich die Sterne drehen. Man hat auch einen direkten Blick zum Schlossmuseum auf dem Linzer Schlossberg. 

Beide Orte verbindet nicht nur die gute wechselseitige Sichtachse, sondern in den kommenden Monaten auch noch paradiesische Zustände: 

„Wie im Paradies“ ist das Motto des diesjährigen „Höhenrausch“ auf dem Dach des OK-Centrums, den Höhenrausch Erfinder Martin Sturm gemeinsam mit Rainer Zendron kuratiert hat: Duftende Liebesgedichte, ein Spiegelgarten mit Kriechblumen, ein künstlicher Vogelschwarm als Baum der Erinnerung, wachsende Kunstwerke aus Kunstdünger holen das Paradies ins Diesseits. 

Der mehrteilige Ausstellungsparcours führt durch die Räume des OK hinauf auf die Dächer von Linz und über die Dachböden des ehemaligen Ursulinenklosters in die Ursulinenkirche. 

Arbeiten von 40 KünstlerInnen von Marina Abramovic über Candice Breitz bis zu Anna Jermolaewa setzen sich kritisch, lapidar oder ironisch mit den Glückseligkeitsversprechen auseinander, die uns die Konsumwelt suggeriert: Erlebniswelten, Einkaufszentren, Ferien- oder Swingerclubs: Sie alle insinuieren das Versprechen von Momenten der Glück- seligkeit und bieten dennoch nur die Fassaden käuflicher Illusionen. 

Dann schon lieber das „echte Paradies“: Gibt es nicht, werden die einen sagen. Kann warten, sagen andere. 

Im Linzer Schlossmuseum läuft zur gleichen Zeit die Ausstellung „Der Himmel kann warten“. Das Künstlerkollektiv Steinbrener, Dempf und Huber hat für diese Ausstellung unter Rückgriff auf den umfangreichen Bestand an Tierpräparaten der OÖ Landes-Kultur GmbH in riesigen Dioramen Zukunftsvisionen inszeniert, die in utopisch, mehrdeutig und teils grotesk-humorvoller Weise Skizzen alternativer Zukunftswelten entwickeln. Klimakrise, Artensterben, Pandemie: Welche Veränderungen dadurch genau auf uns noch zukommen werden, wissen wir heute noch nicht. In ihren Stilleben spekulieren Steinbrener, Dempf und Huber mit unterschiedlichsten Deutungsmöglichkeiten. Denn jede Veränderung, jedes zufällige Ereignis, ob klein oder so global wie die aktuelle Pandemie, kann Veränderungen der Perspektiven und des Handelns nach sich ziehen, andere „Wahrheiten“ in den Fokus rücken und zu anderen Konsqeunzen führen. Bis hin zur Vision von einer menschenleeren Welt. 

Wir lernen also: Was für die einen das Paradies bedeuten kann, kann für die anderen die Hölle sein. 


Höhenrausch 
„Wie im Paradies“ 
OK Centrum Linz
06.05. – 17.10.2021
www.hoehenrausch.at

Heaven can wait 
25.03. – 03.10.2021
Schlossmuseum Linz
www.ooelkg.at