Was können wir tun?

(c) Breathe Earth Collective / Kulturjahr Graz 2020

UNESCO Creative Cities Network – Umsetzbare Ideen im internationalen Austausch.

Mehr als 240 Städte weltweit sind heute Mitglied im „UNESCO Creative Cities Network“. Film, Musik, Literatur Design und Media Arts, aber auch Gastronomie und Handwerk sind die Themengruppen, in denen die Städtenetzwerke der „UNESCO Creative Cities“ geclustert und organisiert sind. In Österreich sind Graz und Linz Mitglieder des „UNESCO Creative City Network“.

Die Grundidee ist bei jedem dieser Themennetzwerke stets dieselbe: Sie bieten eine Plattform um Wissen, Erfahrungen, Projektkonzepte über gute Praxis auf einer sehr unmittelbar umsetzbaren Ebene auszutauschen. Ziel der UNESCO ist es „ein Städtenetzwerk zu bilden, das eine menschengerechte und nachhaltige Stadtentwicklung mit dem Treibmittel der Kreativität fördert.“

Was auf den ersten Blick vielleicht nach einem Reisebüro für Städtedelegationen aussieht, hat in den vergangenen Jahren wesentlich zur Entwicklung und Verbreitung von Ideen beigetragen, die auf kommunaler Ebene umsetzbar sind.

Anders als bei internationaler Beziehungen auf Staatenebene spielen bei diesen Städtenetzwerken geostrategische oder politische Interessenskonflikte keine entscheidende Rolle.

Städte haben vor dem Hintergrund der sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen vor denen sie ganz unmittelbar stehen auch einen viel größeren unmittelbaren Handlungsdruck, ihre Probleme konkret und im Hier und Jetzt in Angriff zu nehmen und zu lösen.

Sie laufen gleichzeitig aber immer auch Gefahr – und für die sogenannten „Second Cities“ gilt das wohl besonders – den Blick nicht weit genug auf den Horizont zu richten. Man muss das Rad nicht zweimal erfinden und oft sind es gerade die einfachsten Konzeptideen, die anderswo schon jemand gehabt und umgesetzt hat, die besonders wirkungsvoll sind. 

Die UNESCO stellt keine Finanzmittel für die UNESCO Creative Cities Netzwerke zur Verfügung, sondern bietet lediglich den Rahmen und die Plattform. 

Die Attraktivität und Anziehungskraft, Mitglied des UNESCO Creative Cities Netzwerkes werden zu wollen ist groß. Seit das Programm 2004 gestartet wurde, ist die Zahl der Mitglieder kontinuierlich gewachsen. Die Initiative dafür geht meist gar nicht unmittelbar von der Kommunalpolitik selbst aus, sondern von engagierten Stake-Holdern aus den jeweiligen Themenfeldern. Denn für die jeweiligen Communities wiegen die Vorteile doppelt: Einerseits eröffnen sie in einer institutionalisierten Form Austauschmöglichkeiten  in einem internationalen Rahmen. Andererseits wirkt die Mitgliedschaft in einem solchen UNESCO Creative Cities Netzwerk auch nach innen. Als Selbstverpflichtung sowohl der Kommunalpolitik als auch der übrigen LeistungsträgerInnen in einer Stadt.

In Österreich ist neben Graz, das 2011 Mitglied der „UNESCO Cities of Design“ geworden ist, seit 2014 auch Linz im Netzwerk der „UNESCO Cities of Media Arts“ vertreten. 

Die Initiative für die Bewerbung von Graz als UNESCO City of Design ist unter anderem von der Grazer Architektin Marion Wicher ausgegangen und von Eberhard Schrempf, dem Geschäftsführer der Creative Industries Styria GmbH, einer Tochtergesellschaft des Landes Steiermark vorangetrieben worden. Mit der Gründung eines direkt im Bürgermeisteramt angesiedelten Koordinationsbüros unter der Leitung von Wolfgang Skerget, wurde ein unmittelbarer Transmissionsriemen zwischen der Kreativszene und der Stadtverwaltung geschaffen, die die Themen und Ideen aus dem Kreativbereich sehr unmittelbar auch in den kommunalpolitischen Diskurs einbringen kann.

Ähnliche Konstellationen gibt es in vielen UNESCO Creative Cities. Sie tragen alle dazu bei, dass eine bessere Verschränkung zwischen der kreativen Szene und der Kommunalverwaltung stattfindet und Gestaltungsfragen so auch notwendigerweise auf der lokalen tagespolitischen Agenda bleiben.

Ob eine Stadt aus ihrer Mitgliedschaft im Netzwerk der UNESCO Creative Cities auch wirklich bestmöglichen Nutzen zieht, hängt insbesondere vom eigenen Engagement im Netzwerk selbst ab. Es ist eine Holschuld.

Der Austausch in den UNESCO Creative Cities Netzwerken leistet dabei einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung, dass man den auf Städte wirkenden globalen Problemen auch im kommunalen Handlungsrahmen aktiv und wirkungsvoll entgegentreten kann.

In den UNESCO Cities of Design legt man diesem Austausch einen sehr weit gefassten Designbegriff zugrunde. Nicht nur im Sinne der Gestaltung von Objektwelten, sondern vielmehr auch im Sinne der Gestaltung von Prozessen und Strukturen. 

Zum Beispiel, wie man durch einfache soziale Interventionen Wohnungsprobleme von Armenvierteln zu verbessern in der Lage ist (Siehe z.B. das Projekt „Better Living Challenge“ in Western Cape Südafrika: creativeaustria.at/challenge ). Oder durch lokale Re-Use, Upcycle, Recycle-Konzepte sowohl den Primärressourcenverbrauch reduzieren, als auch lokal verankerte Arbeitsplätze schaffen kann (Siehe dazu auch das Interview mit Sigrid Bürstmayr: creativeaustria.at/buerstmayr). 

Wenn man sieht, dass es einer anderen Stadt sehr wohl gelungen ist, die Digitalisierung ihrer kommunalen Strukturen so aufzusetzen, dass man sich dabei nicht von weltmarktbeherrschenden Datenkonzernen abhängig machen muss und local-public-ownership an den verarbeiteten Daten genauso realisierbar ist, wie demokratische open-data open-source Strukturen, dann steigert das auch den Mut und das Selbstbewusstsein in anderen Städten, die eigenen Projektprozesse dafür ähnlich aufzusetzen und so auch einen wichtigen Beitrag zur Absicherung demokratischer Verhältnisse und Strukturen auf einer kommunalen Ebene zu schaffen.  ( Siehe: Interview mit Charles Landry creativeaustria.at/landry und auch www.fsfe.org ).

Es wird ein Bewusstsein für ein „Wir-können-selbst-etwas-tun“ geschaffen, wenn man einander wechselseitig Best-Practice-Projekte vorstellt und diskutiert, ob und wie diese unter den jeweils unterschiedlichen sozialen, ökonomischen und kulturellen Bedingungen auf die eigene Stadt übertragen und angewendet werden können. 

Solche Fragestellungen standen auch im Mittelpunkt der im vergangenen Herbst von Graz aus organisierten Jahreskonferenz der UNESCO Cities of Design, die coronabedingt Online abgehalten wurde: Wie kann man mit der Gestaltung, also dem Design von Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozessen Städte nachhaltiger organisieren, das soziale Miteinander fördern und die Digitalisierung nicht zur Aushöhlung von demokratischen Grundrechten und bürgerlichen Freiheiten sondern zur Verbesserung der Lebensverhältnisse unter Wahrung der eigenen Autonomie nutzen? (Eine Ressourcendokumentation mit vorgestellten Best-Practice Projekten, Key Notes, Filmen und Diskussionen dieser Konferenz findet man unter: www.cityofdesign.graz.at & creativeaustria.at/unesco). 

SOCIAL DESIGN – Einfache Mittel, große Wirkung.

Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen den sozialen Interaktionsstrukturen eines Ortes, den kreativen Potenzialen, die sich durch Interaktion freisetzen lassen und den ökonomischen  Perspektiven, die damit verbunden sind? Aber vor allem: Wie lassen sich solche Strukturen durch gestaltende Interventionen konstruktiv beeinflussen?

Der italienische Architekt Andrea Paoletti beschäftigt sich mit solchen Fragen des „Social Design“ und hat im Rahmen des UNESCO City of Design Netzwerkes eine Reihe von Projektkonzepten vorgestellt, die sich ohne großen Aufwand auf andere Städte übertragen lassen. (Interview mit Andrea Paoletti: creativeaustria.at/paoletti ). 

„Ich verwende eine Methodik, die Co-Creation oder Co-Design genannt wird. Das bedeutet, dass die Menschen immer von Anfang an in den Prozess eingebunden sind. Es ermöglicht ihnen, sich zu vernetzen, neue Ideen zu fördern und sie durch eigenes Handeln lernen zu lassen. Normalerweise schaffe ich Orte, an denen sich Menschen akzeptiert fühlen, an denen sie sich selbst ausdrücken und ihre Kreativität nutzen können.“, sagt Paoletti. 

Eine wichtige Basis bilden dabei oft variabel verwendbare unfertige Grundelemente, die sich für verschiedene Funktionen einsetzen lassen. Statt fertiger Möbel, lediglich rasch umgruppierbare Bauelemente. Das lädt die Menschen dazu ein, sich den Raum der sie umgibt aktiv gestaltend selbst anzueignen, in Interaktion zu treten und so gelichzeitig auch Verantwortung für das gemeinsam gestaltete zu übernehmen. Ob im öffentlichen Raum oder in abgeschlossenen Innenräumen, spielt keine Rolle. 

Aber nicht nur die Objektwelt eignet sich für solche Interventionen. Es kann auch das Gestaltungskonzept für Dialogmechanismen sein, die dazu beitragen, das Menschen mit völlig unterschiedlichem Hintergrund miteinander gemeinsam an einem relevanten Thema zu arbeiten zu beginnen. Etwa indem man Menschen mit völlig unterschiedlichem Hintergrund zu einem gemeinsamen „blind date Abendessen“ zusammenbringt um so zum Beispiel Bewohner eines Ortes mit großer Leerstandsproblematik mit DesignerInnen und ArchitektInnen in direkten Kontakt zu bringen, damit sie gemeinsam Lösungen für den jeweiligen Ort entwickeln. Paoletti ist es mit solchen Methoden gelungen, wieder Leben und vollkommen neue Nutzungsformen an Orte mit großer Leerstandsproblematik zu bringen. Ein Problem, mit dem nicht nur die Abwanderungsgebiete außerhalb der großen Ballungsräume zu kämpfen haben, sondern zunehmend auch die die historischen Ortskerne der Städte in denen – getriggert durch den Onlinehandel – die lokalen kleinteiligen Handelsstrukturen immer mehr erodieren. (Siehe auch: www. mammamiaaa.it/en/, www.wondergrottole.it)

„Das Wichtigste bei sozialen Designprozessen ist es, den Menschen zuzuhören. Gemeinsam Orte entwerfen, an denen neue Lösungen gefunden werden können, Prioritäten definieren und neue Perspektiven finden – all diese Schritte sind wichtig, um die Gemeinschaft durch den Prozess hindurch einzubeziehen.“ ist Paoletti überzeugt. 

Das systemische und strukturierte Erzeugen einer gemeinschaftlich für einen Ort, ein Stadtviertel agierenden in ihren Kompetenzen diversen Gruppe an Stakeholdern ist für Paoletti der Schlüssel zum Erfolg. Dadurch werden Wissen, Ideen und Kreativität aus den verschiedensten Bereichen freigesetzt und Lösungen entwickelt, die zu den Menschen die dort leben passen. Pilotprojekte, wie beispielsweise im Dorf Grottole in Süditalien, in dem mehrere hundert Häuser durch Abwanderung leer gestanden sind und in die nun – angestoßen durch solche sozialen Prozesse – Schritt für Schritt wieder Leben einkehrt, veranschaulichen diese Herangehensweisen und machen sie auch auf andere Orte übertagbar.

Das richtige „Design“ von Dialogprozessen spielt nach Ansicht des Städteforschers Charles Landry, der einer der Mitinitiatoren des UNESCO Cities of Design Netzwerkes war, auch bei kommunalen Digitalisierungsstrategien eine entscheidende Rolle. 

„Ich glaube, dass man mit Daten erstaunliche Dinge erreichen kann. Aber es kommt auf die Kontrolle dieser Daten an. Man braucht offene Datenplattformen um kollektives Wissen zu mobilisieren.“, ist Landry überzeugt. Projekte wie beispielsweise open-data Aktionen von Reni Hofmüller, künstlerische Leiterin des Grazer Kunstvereines esc, die Bürgerbeteiligungsprozesse zum Sammeln von demokratiekritischen Daten auf open-data-Plattformen wie „open-street-map“ triggern (esc.mur.at) 

Landry nennt Beispiele, in denen kommunale Verwaltungen den Daten, die von ihnen verwaltet werden auch eine kulturelle Bedeutung zu verleihen begonnen haben: „Wir wissen, dass es Optimierungsprozesse gibt, die erreicht werden können, und natürlich kollaborative Prozesse – aber es geht immer um Optimierung. Und ich frage mich wirklich: Optimierung von was? Es wird vergessen, dass Menschen seit Jahrhunderten darüber nachgedacht haben, wie man großartige Orte auf verschiedene Weise gestaltet, und ich bin einfach besorgt darüber, dass ein Teil dieses Wissens, oft kulturelles Wissen, völlig ausgeklammert wird. Es gibt einige großartige Projekte, ich mag zum Beispiel den WienBot, der kein Googleprojekt, sondern ein Wiener Stadtprojekt ist. Sharing City Seoul ist interessant, Better Reykjavík, Block by Block in Nairobi und auch die Dinge, die Nesta in Großbritannien intensiv gefördert hat.“

Smart Cities brauchen local data-ownership

Diese Beispiele machen deutlich, dass Städte keinesfalls nur darauf angewiesen sind, ihre Digitalisierungsprozesse unter der Dominanz und Kontrolle großer Datenkonzerne voranzutreiben, die in erster Linie am Besitz (!) von kommunalen Daten für ihre eigenen Verwertungsinteressen interessiert sind. Für Landry geht es vielmehr um die richtigen Fragestellungen: „Es kommt immer auf die Frage zurück „Was will ich mit meiner Stadt erreichen?“ Wenn man neu anfängt, sollte sich jede Stadt einfach daran erinnern, was ihre Ambitionen und Visionen sind. Die Datenfragen sind dann subsidiär, um diese Visionen zu erreichen. Die Art und Weise, wie wir Städte definieren und über sie nachdenken, geht sehr oft von den Daten als Erstes aus, und das führt oft zu einer Situation, in der die Daten alles bestimmen“ warnt Landry. „Es geht ganz klar um Daten in öffentlichem Besitz. Viele Menschen erkennen, dass nationale und lokale Regierungen durch das Überlassen der Daten an Konzerne ihre Autonomie aufgegeben haben. Hier kommen wir wieder zu dem Punkt, dass öffentliche Behörden oder Einrichtungen die im öffentlichen Interesse arbeiten, mehr Vertrauen in ihre Rolle und Position haben sollten. Und die COVID-Krise hat eindeutig gezeigt, was die Arbeit im öffentlichen Interesse bewirken kann.“

Landry unterstreicht dabei vor allem auch die kulturelle Dimension und ihre Bedeutung für die lokale Identität, die immer schon mit dem Sammeln von Wissen in Zusammenhang gestanden ist: „Städte waren schon immer die Aufbewahrungsorte von Wissen. Sie hatten Archive, in denen die Urkunden und Karten lagen. Man hatte Bibliotheken und Museen, die die Art von physischen Artefakten und kulturellen Erinnerungen an Orte aufbewahrten. Aber was so gut an diesen Institutionen wie Bibliotheken war, ist, dass sie wirklich Beurteilungsmechanismen hatten, um unseren Müll zu filtern, um Vorurteile zu betrachten und den Menschen zu helfen, Bias zu verstehen.“

Im Zentrum aller Digitalisierungsvorhaben muss aus der Sicht Landrys daher immer ein Zweck stehen, der gemeinnutzenorientiert ist: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich möchte, dass die Berechnungslogik für immer der Treiber dafür ist, wie wir Städte sehen, bauen und umgestalten. Alles, was mit Städten zu tun hat, und vor allem, wenn es sich um Technologie handelt, braucht einen Zweck. Und dieser Zweck muss ein ethischer sein.“

Städte sollen es den Menschen die in ihnen leben ermöglichen, ein „gutes Leben“ zu führen. Aber was ist das eigentlich und durch welche Faktoren wird es maßgeblich bestimmt? Die an der TU-Graz lehrende Professorin für Stadtplanung Aglaee Degros sieht einen der Hauptfaktoren vor allem in einer qualitätsvollen Raumgestaltung: „Vor kurzem habe ich einen Artikel mit der Überschrift „Raum ist der neue Luxus“ gelesen. Das ist keine neue Diskussion. Ich denke, um das neu zu formulieren, der neue Luxus ist der gute Raum.“ Unterstreicht Degros. „Die Krise in der wir uns derzeit befinden hat uns gezeigt, dass unsere Städte zerbrechlicher sind als wir gedacht hätten. Wir haben leere Geschäfte in der Innenstadt, Wohnungen, die etwas zu eng sind und einen öffentlichen Raum, der etwas zu gedrängt ist.“ Degros unterstreicht die Zusammenhänge zwischen Gestaltungsqualität und Ressourcenverbrauch, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar ins Auge springen: „Wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, dann sollten wir nicht die Quantität des Raumes in Frage stellen, sondern die Qualität. Schaut man sich die Grundlagen einer Stadt an, den öffentlichen Raum, die Straßen und die Wohnungen, sieht man, dass die Raumqualität ganz einfach verbessert werden kann. Es ist alles eine Frage der Priorität.“ Denn Orte mit schlechter Aufenthaltsqualität mit einem unzureichenden Nahversorgungsangebot, ohne soziale Kontaktmöglichkeiten induzieren automatisch mehr Verkehr, mehr Ressourcenverbrauch von Menschen, die vor diesen unzulänglichen Verhältnissen auf der Flucht sind.

Degros rückt in diesem Zusammenhang insbesondere die Qualität der sozialen Beziehungen an einem Ort in den Fokus ihrer Überlegungen: „Es gibt neue Formen des Wohnens, die wirklich interessant sind. Co-Housing zum Beispiel – eine Zusammenlegung von Ressourcen und Raum mit mehr qualitativem Gemeinschaftsraum. Ich hatte eine Diskussion mit einem Architekten aus der Schweiz, der vorschlug, dass wir nicht in jeder Wohnung einen Kühlschrank haben sollten, sondern einen Kühlkeller, um unsere Lebensmittel für das ganze Gebäude zu lagern. Es geht um die Beziehung zwischen sozialen Ungleichheiten und dem Klimawandel. Sein Vorschlag versucht beides in Angriff zu nehmen.“ 

Aus der Sicht Degros ist es wichtig, bereits vorhandene Ressourcen und Potenziale zu analysieren und auf ein nächstes Qualitätsniveau zu heben um damit auch die Lebensqualität weiter zu steigern: „Im Augartenpark in Graz, hat die Stadt einen Strand zur Mur angelegt. Ich finde das großartig, weil die Stadt dort auf ein Element ihres Territoriums, das Wasser, trifft. Allerdings ist das Wasser nicht sauber genug um darin zu schwimmen. Und das meine ich damit wenn ich sage, dass es auf die Qualität ankommt: Ich denke die nächste Aufgabe ist es, das Wasser schwimmbar zu machen.“

Für Wolfgang Skerget, Leiter der Koordinationsstelle Graz UNESCO City of Design, ist vor allem das Erkennen der richtigen Fragestellungen der halbe Weg zu Erfolg. Wenn es dann noch gelingt, die richtigen Menschen mit den richtigen Ideen miteinander zu vernetzen, ist die Umsetzung gar nicht mehr die größte Herausforderung. Genau darin sieht er sowohl die Rolle des Internationalen UNESCO Creative Cities Network als auch die lokale Aufgabenstellung seines Büros:

„Design schafft Lösungen für Probleme. In sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereichen. Wenn ein Designkonzept Anstöße gibt, dass Menschen in der Nachbarschaft wieder mehr miteinander reden, einander helfen, aufeinander und die Dinge die einen umgeben zu achten – und dieses Potenzial hat gutes Design – dann kann das ein mindestens genauso wichtiger Beitrag zur Gesellschaft sein, wie Transferleistungen der öffentlichen Hand.“


INTERVIEWS
The relational age – design to connect things, people and places 
Interview mit Andrea Paoletti, Architekt und Social Designer 
www.creativeaustria.at/paoletti

Smart cities – digitization, collective intelligence and the bureaucracy 
Interview mit Charles Landry, Publizist und Stadtforscher 
www.creativeaustria.at/landry

Designing sustainable cities 
Interview mit Sigrid Bürstmayr, Ausstellungs- & Informations-Designerin & Designaktivistin 
www.creativeaustria.at/buerstmayr


The sustainable city – The fragile city 
Interview mit Aglaée Degros, Architektin und Stadtplanerin 
www.creativeaustria.at/degros


BEST PRACTICE Beispiele & Dokumentationen
Cultural Center Planning Initative of Detroit 
Designerkollektiv “rootoftwo” 
www.creativeaustria.at/rootoftwo

Better Living Challenge 
CDI Craft and Design Institute 
www.creativeaustria.at/challenge


Agroplaza Urban Ecological Infrastructures 
Pezestudio
www.creativeaustria.at/agroplaza


INFO

Graz UNESCO City of Design 
www.cityofdesign.graz.at

UNESCO Creative Cities Netzwerk 
www.en.unesco.org/creative-cities

Designmonat Graz 
08.05. – 06.06.2021
www.designmonat.at