
Gestern haben wir uns noch gefragt, wie wir leben wollen. Heute wissen wir wenigstens schon, wie wir es nicht wollen.
Eine Stadt – zumal eine Kultur- und Universitätsstadt wie Graz – lebt von Weltoffenheit und dem Austausch der Ideen. Reisebeschränkungen und Lockdown schneiden die Gesellschaft einer Stadt radikal davon ab. Jetzt sehen wir, was uns dadurch fehlt. Das Kulturjahr Graz 2020 erforscht mit seinen Programmprojekten die Bedingungen des sozialen Miteinander. Sowohl im lokalen als auch internationalen Kontext. „Kunst lebt von Sichtbarkeit und Kultur von sozialem Austausch“, konstatiert Christian Mayer, der Programm-Manager des Kulturjahres knapp. Die Programmprojekte des im Herbst wieder anlaufenden Programmes beleuchten diese essentiellen Bedingungen für urbanes Leben:
„uff !“ ist ein Kindertheaterfestival dass den kleinsten Bewohnerinnen und Bewohnern von Graz die Themen des urbanen Zusammenleben und urbane Zukunft näher bringen möchte. Drei verschiedene Theaterstücke werden das Knopftheater im Frida & Fred Kindermuseum bespielen. Im Herbst 2020 startet „uff!“ mit Theaterperformances der Theatergruppen Kollektiv Kunststoff und theater.nuu.
Garbage. City. Death. Eine Stadt reparieren
Lässt sich die Zukunft einer Stadt zurückgewinnen indem Bürgerinnen und Bürger ihre Stadt einfach reparieren? Lassen sich Orte nachhaltig upcyceln und so verwandeln? Diese Fragen sollen City Walks und eine Konferenz beantworten. Zunächst stehen Stadtspaziergänge auf dem Programm, die zu kritischen Punkten in Graz führen. Ausgesucht von den jeweiligen Hosts, werden problematische Punkte zunächst erlaufen und dabei erkundet. Gemeinsam werden dann Reparaturvorschläge erstellt.
Diese Konzepte bilden die inhaltliche Basis für eine Stadt-Reparatur-Konferenz im Frühjahr 2021. „garbage.city.death“ wendet Haltung und Verfahrensweisen des Reparierens kreativ auf konkrete sozioökonomische und ökologische Bereiche an, wie etwa den öffentlichen Raum, die Atmosphäre, die Nahrung oder Kleidung. Das Projekt ist Teil der „Future Repair Machine“, die 2020 und 2021 in Graz, Berlin, München, Buda- pest, Eindhoven, Brüssel und London stattfindet. Alle Aktionen zusammen sollen dann 2022 in einer gemeinsamen Aktion in Brüssel münden.
„present in difference“ mit Antonia Manhartsberger, Bruna Diniz Afonso und Olgica Peric.
Mit „present in difference“ verwirklichen die Tänzerinnen Antonia Manhartsberger, Bruna Diniz Afonso und Olgica Peric eine künstlerisch interdisziplinäre Reflexion über Raumsoziologie. An vier unterschiedlichen Orten finden die Performances statt, in vier Grazer Stadtteilen. Dabei werden Tanz, Klang und Sprachaufnahmen vermengt und so das Publikum zu einem ortsspezifischen Diskurs eingeladen. Klangaufnahmen und Statements der Bewohnerinnen und Bewohner werden musikalisch zueinander in Beziehung gesetzt und dann tänzerisch umgesetzt.
Graz Kulturjahr 2020