09.07.-30.08.2020
Ein Begleitaspekt der Coronakrise für die Kulturarbeit ist, dass die Bedeutung des öffentlichen und sozialen Raumes wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt wird. Während in „normalen“ Zeiten ein wesentlicher Teil der Kulturveranstaltungen in geschlossenen Veranstaltungsräumen oder eng definierten „Event-Zonen“ stattfindet, weichen jetzt viele Veranstalter mit ihren Programmen und Projekten in den öffentlichen Raum in den unterschiedlichsten Stadtvierteln aus. Zwei Beispiele in Wien sind dafür das Donauinselfest und das ImPulsTanz-Festival, die ihre Programmkonzepte vollkommen umgekrempelt haben und mit ihren Veranstaltungen und Workshops nun an den unterschiedlichsten Orten der Stadt „aufpoppen“.
Mit belebenden und positiven Auswirkungen auf Stadtteilkulturarbeit, aber auch mit dem erwartbaren Resultat, dass dadurch Bevölkerungsgruppen mit Kulturprojekten in Berührung kommen, die sich ansonsten vielleicht niemals mit diesen Angeboten beschäftigt hätten.
Kurioses Ergebnis: Das Gebot des Abstandhaltens erzeugt eine neue Nähe zwischen Kulturanbietern und den Menschen, die in einem Stadtviertel leben und dabei auch rein zufällig die Chance haben, mit den Kulturangeboten in Berührung zu kommen.
Dem Social Distancing kommt auch in den Public Moves Workshops des ImPulsTanz- Festivals eine große Bedeutung zu. Bei dem Workshop von Georg Blaschke wird mit imaginären PartnerInnen improvisiert, Simon Mayer fordert zum Social(dis)Dancing auf, Cornelia Scheuer sucht in ihrem All-Abilities-Workshop nach neuen Formen der intensiven Begegnung ohne Berührungen und Doris Uhlich verströmt gemeinsam mit DJ Boris Kopeinig auf Distanz Energie. Mit einem ausgedehnten Programm beleben die 296 Workshops sieben öffentliche Locations in Wien und geben Einblicke in unterschiedlichste Tanzstile, von Ballett und Bodywork über Jazz und HipHop bis Voguing und Yoga. Um genügend Abstand zwischen den Tanzenden zu garantieren, werden sowohl auf den Rasen- als auch auf den Tanzflächen 16 Quadratmeter Bewegungsradius pro Person markiert.
Festival im Grätzl
Unter dem Motto „Ganz Wien“ erweitert das Donauinselfest seinen Austragungsraum und zieht mit einer 80-tägigen Sommertour durch alle Wiener Gemeindebezirke. Als Festival auf vier Rädern hält die #dif20 Sommertour an Plätzen, Märkten und Parks und bringt Konzerte, Lesungen und Kabarett aus Österreich in Pop-Up-Format direkt zu den Wienerinnen und Wienern. „Nach den Erfahrungswerten der ersten Tage und in Abstimmung mit unserem COVID-19-Beirat können wir nun freitags nicht nur die Acts der nächsten Tage ankündigen, sondern auch die konkreten Spieltage und Bezirke, in denen wir unterwegs sind“, so Donauinselfest- Verantwortlicher Thomas Waldner. Dieses Jahr setzt das Festival zu 100 Prozent auf Acts aus Österreich, wie Viech, Thorsteinn Einarsson oder DELADAP. Das große Finale der Tour findet am 19. und 20 September auf der Donauinsel mit limitierter Besucherzahl statt.
Sowohl die Austragung an öffentlichen Plätzen als auch das kostenfreie Angebot tragen dazu bei, dass Barrieren überwunden und Berührungsängste zu Kulturprojekten abgebaut werden können. Ein freier Zugang zu Kunst und Kultur, der in Zeiten wie diesen besonders wichtig ist.
Public Moves
Workshop-Reihe des ImPulsTanz-Festivals
09.07-30.08.2020
Various locations
www.impulstanz.com
#dif20 Sommertour
01.07 – 20.09.2020
Various locations
www.donauinselfest.at