„Heimrad Bäcker. es kann sein dass man uns nicht toeten wird und uns erlauben wird zu leben“ / Mumok, Wien

27.09.2019 – 16.02.2020; Wien.
Heimrad Bäckers Ausstellung, die Sammlung einer lebenslangen und (selbst)kritischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

14.000 Einzelobjekte wie Fotografien, Negativen, Notizen, Plänen, Textarbeiten und Fundstücke liefern den Inhalt dieser Ausstellung. Der fotografische Nachlass des Schriftstellers und Herausgebers Heimrad Bäcker. 1938 als 12-jähriger dem damalig üblichen Weg von HJ und NSDAP folgend, änderte sich seine Überzeugung nach einem Arbeitseinsatz kurz nach Ende des Krieges im KZ Mauthausen. Bäcker begann sich mit der eigenen Rolle rund um den Nationalsozialimus zu beschäftigen und es wurde zu seiner Lebensaufgabe die eigenen Verstrickungen aufzuarbeiten, und zu dokumentieren.

Der Gründer des Avantgarde Verlages (1976) las tausende Seiten von Erzählungen, Aufzeichnungen, Statistiken, Prozessakten und Berichte Überlebender. Er entwickelte ein künstlerisches Verfahren, das unveränderte Originalzitate aus NS-Schriftstücken mit Mitteln der konkreten Poesie dokumentierte. So setzte er Zitate aus dem Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von 1939 bis 1945 zentriert auf weißes Papier. Ab 1960 dokumentierte Bäcker auch das Gelände der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen. Lange bevor die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus begann, beschäftigte er sich in seinen Arbeiten damit. Diese zeigen beispielsweise brachliegende Anlagen, die von Pflanzen überwuchert oder aber ganz bewusst von Gemeinde und Staat einer anderen Verwendung zugeführt wurden. Heimrad Bäcker stellte häufig mehrteilige Serien zusammen, wobei einige Motive graduell unterschiedlich nachbearbeitet wurden, sodass diese wie bei seiner Arbeit Todesstiege im KZ Mauthausen nahezu abstrakt wirken.

Kuratiert von Marie-Therese Hochwartner und Susanne Neuburger

Mumok Wien
27.09.2019 – 16.02.2020
Museumsplatz 1
1070 Wien
www.mumak.at