
10.11.2018 – 17.02.2019, Salzburg.
Eindrücke der Zeitenwende: Oskar Kokoschkas druckgrafisches Werk im Salzburger Rupertinum.
Der österreichische Maler, Grafiker und Schriftsteller Oskar Kokoschka (1886 – 1980) gilt gemeinsam mit Egon Schiele als Hauptvertreter des Expressionismus. Im Speziellen nehmen die Druckgrafiken in seinem Oeuvre einen wichtigen Stellenwert ein. Er überlebte beide Weltkriege und floh vor den ihn als entarteten Künstler wertenden Nationalsozialisten nach England. Geprägt von den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen seiner Zeit wuchs Kokoschkas künstlerisches Schaffen zu einem beachtlichen Bestand heran.
Das Museum der Moderne Salzburg beherbergt in seiner Sammlung über fünfhundert Arbeiten Oskar Kokoschkas. Kuratiert von Barbara Herzog widmet sich nun erstmals eine umfangreiche Ausstellung ganz Kokoschkas Lithografien und Radierungen in ihrem zeithistorischen Zusammenhang.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist sein umstrittenes Frühwerk, mit seinen Arbeiten für die Wiener Werkstätte. 1990 sorgte sein Bühnenstück „Mörder, Hoffnung der Frauensorgte“ für einen Skandal. Die männliche Verunsicherung angesichts der weiblichen Emanzipationsbestrebungen im Wien der Jahrhundertwende spiegelt sich in zahlreichen Arbeiten, in denen Kokoschka seine konfliktreiche Beziehung zu Alma Mahler künstlerisch verarbeitete, wider. Zahlreiche Gemälde und Lithografien entstanden über sie. Nach seiner schweren Trennung von Alma Mahler meldete sich Kokoschka im ersten Weltkrieg freiwillig zum Kriegsdienst. Aufgrund seiner Erlebnisse und schweren Verwundungen wandelte sich der Künstler zum Pazifisten. Die Farblithografie „Das Prinzip“ aus dem Jahr 1918 macht deutlich, wie nahe Brüderlichkeit und Brudermord beieinander liegen.
Portraits aus der Dresdner Zeit bilden einen weiteren Punkt in der Ausstellung. In seiner Zeit in Dresden hatte er eine Professur an der Kunstuniversität inne. Nach einer Zeit in Wien und Prag floh er vor den Nationalsozialisten, die sein Werk als „entartet“ diffamierten, nach England. Wie so viele Kunstschaffende kehrte er nach Kriegsende nicht mehr nach Österreich zurück, sondern ließ sich in der Schweiz nieder. Unter dem Eindruck der Niederwerfung des ungarischen Aufstands durch sowjetische Panzer entstand 1956 das Blatt „L’Enfant de Bethléem“, das auch unter dem Titel „Madonna im Straßenkampf“ bekannt ist.
Im Spätwerk des Künstlers, das lithografischen Zyklen zu Themen aus der klassischen griechischen Mythologie beinhaltet, wird seine Bewunderung über die griechischen Kunst und Kultur sichtbar. Die Bedeutung des Antiken Erbes maß er nicht nur in ästhetischen, sondern auch in ethischen Kategorien.
Seine Bedeutung für Salzburg liegt vor allem in seiner langjährigen Tätigkeit als Gründer und Leiter der „Schule des Sehens“, die er gemeinsam mit Friedrich Welz 1953 ins Leben rief.
Oskar Kokoschka.
Das druckgrafische Werk im Kontext seiner Zeit
10.11.2018 – 17.02.2019
Museum der Moderne Salzburg
Mönchsberg 32
5020 Salzburg
www.museumdermoderne.at
Begleitprogramm:
05.12.2018 | 18.30 Uhr | Faszinosum Antike – Kokoschka zeichnet den Mythos
Ausstellungsgespräch mit Thomas Schirren, Bereichsleiter Gräzistik, Klassische Rhetorik, Altertumswissenschaften, Paris-Lodron-Universität Salzburg, und Barbara Herzog, Kuratorin
09.01.2019 | 18.30 | Oskar Kokoschka. Jahrhundert Künstler
Buchpräsentation von und mit Rüdiger Görner, Professor, Neue Deutsche und vergleichende Literatur, Queen Mary University of London, GB. In Kooperation mit der Universität Salzburg und dem Paul Zsolnay Verlag
27.01.2019 | 15.00 | Der wilde Bleistift zu Oskar Kokoschka
Familiensonntag. Führung für Erwachsene & Workshop für Kinder (ab 5 Jahren)
15.02.2019 | 16.00 | Führung mit Barbara Herzog (Kuratorin)