09.06.2018 – 17.02.2019; Vorarlberg.
Einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Österreich entsprang den Wirren des Krieges.
Die Ausstellung im Vorarlberg Museum beschreibt die Künstlerwerdung Rudulf Wackers und die Auswirkungen von Krieg und Gefangenschaft auf sein Leben und Schaffen.
Ein dokumentarischer Strang aus Fotografien, Filmen, persönlichen Dokumenten und Auszügen aus Wackers Tagebüchern sowie Briefwechsel, die seine künstlerischen, emotionalen und intellektuellen Befindlichkeiten wiedergeben, zieht sich durch die Ausstellung die 30 Ölgemälde und 115 Zeichnungen umfasst. Im zeichnerischen Werk zeigt sich die Fragilität der Lagersituation im Gegensatz zur eher musealen Präsentation mit den Ölgemälde.
Reden über Wacker I & II
Ein Künstler bleibt lebendig wenn man über ihn und sein Werk spricht. In der Veranstaltung „Reden über Wacker 1: Alexandra Wacker, Rudolf Sagmeister“ am 20.11.18, 19.00 – 20.30 Uhr wird in Moderation von Jürgen Thaler vom Franz-Michael-Felder-Archiv, ge- und besprochen. Mit seinen Forschungen hat Rudolf Sagmeister den Grundstein zur weiteren Auseinandersetzung mit Wacker gelegt.
Alexandra Wacker, Rudolf Wackers Enkelin, ist Malerin. Sie erzählt über erste Einsichten und Entdeckungslust, über die Bürde und Freude einen großen Namen zu tragen und über Malerei heute und damals.
Am 04.12., 19. – 20.30 gibt es Teil 2 der Gesprächsreihe „Reden über Wacker 2: Künstler im Krieg“.
„Der Moder-, Brand-, Latrinen- und Leichengeruch, der hier alle Luft verpestet, widert mich an – diese abscheuliche Mischung von Gerüchen ist hier das allgemeinste Zeichen des Krieges“, notierte Rudolf Wacker 1915 in sein Tagebuch.
Zum Gespräch geladen sind, in Moderation von Bouthaina Fabach KünstlerInnen, die aus Kriegsgebieten nach Vorarlberg geflohen sind. Von welchen Erlebnissen berichten sie, welche Rolle spielt das Thema Krieg in ihrem künstlerischen Werk?
Zu Wort kommen Bashir Turki (Maler, Irak), Diana Khasueyva (Malerin, Tschetschenien), den syrischen Musikern Kamiran Hassan und Muadh Al-Shammaa sowie Sundus Ruhe (Kalligrafin, Palästina).
Über den Maler
Den Vorarlberger Maler Rudolf Wacker (1993 – 1939) ließ der Krieg nicht los. Angefangen mit seiner Rekrutierung im 1. Weltkrieg, gefolgt von einer fünfjährigen Kriegsgefangenschaft brachte ihm Erfahrungen, die ihn zeitlebens prägten. Hunger, Kälte, Typhus, Einsamkeit und Gewalt, nach 2 Jahren im sibirischen Lage wurde er zum Künstler. Er begann zu zeichnen. Nicht akademisch, wie er es gelernt hatte, sondern er suchte sich seinen eigenen Stil. Selbstporträts, Landschaftsstudien, Lagerskizzen, Porträts von Mitgefangenen, aber auch von jungen Frauen, russischen Intellektuellen und Künstlern, die er außerhalb des Lagers kennengelernt hatte.
Mit manchen der Mitgefangenen unterhielt er zeitlebens enge Beziehungen.
Das Bregenz in das er anschließend zurück kam, war ein anderes als vor dem Krieg. Die Monarchie war Geschichte, der Vater verstorben und die hohe Inflation verschlang sein verbliebenes Vermögen. In dieser Zeit entwickelte er seine malerische Sprache. Er verdichtete seine Erfahrungen, Emotionen und Ideen, aber auch seine Zeitkritik und Utopien in jenen Dingen, die seinen Stillleben den eigensinnigen unvergesslichen Charakter verleihen.
Zu den Inhalten seiner damaligen Werke zählen, oft eigenwillig kombiniert, zersprungene Puppen mit leuchtenden Augen, versehrte Heiligenfiguren und Engel, künstliche Vögel, Kinderzeichnungen, Kasperlfiguren, Bücher, Zeitungen, Jasskarten. Einen wichtigen Teil seines Oeuvres seit dem Lager bildet das Selbstportrait: „Der Maler (Selbstbildnis)“ von 1924, das erstmals seit 1925 wieder öffentlich zu sehen ist.
Das Russische zog ihn magisch an und er schöpfte daraus. Sergei Eisensteins Film „Panzerkreuzer Potemkin“ wurde ihm zur Offenbarung einer „abstrakten Sachlichkeit“, in Tolstois Bauern „Polikushka“ sah er sich selbst, was er mit dem „Russenhemd“, das er so oft trug, unterstrich.
Seine Russenliebe wurde ihm zum Verhängnis als 1938 die Gestapo sein Haus durchsuchte. Die Durchsuchungen erinnerten Wacker an jene in den Tomsker Baracken in Sibirien. Der Krieg hört eben nie auf. Er starb an den Folgen eines Herzinfarkts.
Wacker im Krieg
09.06.2018 – 17.02.2019
Vorarlberg Museum
Kornmarktplatz 1
6900 Bregenz
www.vorarlbergmuseum.at