15.09. – 16.09.2018; Designsalon bis 21.10.2018; Linz.
Oberösterreichische Kunst an einem Ort. Das Recht macht den Unterschied.
Cui bono? Das ist wohl die zentrale Frage, wenn es um die Verwertung und Nutzbarmachung von Ideen geht.
Sie beschäftigt Künstler, Kreative und Wissenschaftler, von denen diese Ideen eigentlich stammen genauso, wie die Vorstände internationaler Konzerne, Investmentfond-Manager oder AIDS-Kranke in Afrika, die deshalb sterben müssen, weil sie sich die teuren patentgeschützten Medikamente nicht leisten können, die ihr Überleben eigentlich sichern könnten.
Der Linzer Kunst- und Designsalon im Oberösterreichischen Landesmuseum greift in diesem Jahr mit der Ausstellung „SAME SAME BUT DIFFERENT“ einen Aspekt dieses Fragenkomplexes auf: Es stellt Markenprodukte und Kopien von Designobjekten gegenüber, um aufzuzeigen wie häufig „geistiges Eigentum“ kopiert wird. Die Exponate stammen aus der Sammlung der „Aktion Plagiarius e.V.“ die von großen Markenartikelunternehmen und Anwaltskanzleien, die deren Interessen vertreten, unterstützt wird.
Die Ausstellung bietet einen interessanten Ausgangspunkt für einen weiterführenden Diskurs über das Verhältnis von „Original und Fälschung“, der ja auch im Kunstmarkt intensiv geführt wird.
Der Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin hat sich bereits 1935 in seinem viel beachteten Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, welche ästhetischen, politischen und ökonomischen Aspekte mit dem Umstand verbunden sind, dass Kunstwerke durch industrielle Verfahren beliebig oft replizierbar geworden sind.
Das Interesse Benjamins galt dabei vor allem auch dem Verhältnis von Massenproduktion, Massengeschmack und Faschismus zwischen denen er einen unmittelbaren Zusammenhang sieht. Durch seine massenhafte Reproduktion verliert das Werk sein kritisches Potenzial und reduziert sich auf seine rein ästhetische Wirkung, die auch dem Faschismus zur „Formierung der Massen“ diene. „Der Faschismus versucht, die neu entstandenen proletarisierten Massen zu organisieren, ohne die Eigentumsverhältnisse, auf deren Beseitigung sie hindrängen, anzutasten“, konstatierte Benjamin 1935. Ein Befund, der auch heute hochaktuell klingt.
Als Benjamin seinen Aufsatz geschrieben hat, steckte das internationale Marken-, Muster- und Patentrecht noch in den Kinderschuhen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ist es zu jenem mächtigen Herrschaftsinstrument weiterentwickelt worden, mit dem die Ungleichverteilung, zwischen Nord und Süd, zwischen der Wertschöpfung multinationaler Konzerne und ihrer Investoren und dem Lohn, den zum Beispiel vietnamesische Näherinnen davon erhalten, wirkungsvoll einzementiert werden konnte.
Wenn sich Künstler und Designer, vor dem Hintergrund ihrer individuellen Verwertungsinteressen ihrer jeweiligen Kreationen unter dem Diskursregime des Urheberrechts in diese Debatte einbringen, dann müssen sie sich auch bewusst sein, dass sie sich damit gleichzeitig – freiwillig oder unfreiwillig – zu hilfreichen Interessenkatalysatoren ganz anderer Gruppen machen. Abgesehen von dem Umstand, dass es ohnehin niemals die Künstler sind, die den Löwenanteil an der Verwertung „geistigen Eigentums“ lukrieren, sondern Markenartikelunternehmen, Filmverleihe, Streamingplattformen oder Onlinebuchhandelsgiganten.
Beim Linzer Designsalon ist das Feld für einen spannenden Diskurs zu diesem Themenkomplex bereitet.
Linzer Kunst- und Designsalon
Ausstellungsdauer 15.09 – 16.09.2018
Designsalon bis 21.10.2018
Eröffnung
14.09.2018, 19.00 Uhr
Landesgalerie Linz
Museumstraße 14
4010 Linz
www.landesmuseum.at