„ERROR – The Art of Imperfection“ ARS ELECTRONICA Festival / Linz 2018

Überwachter Öffentlicher Raum: Algorithmen urteilen über menschliches „Fehlverhalten“.

06.09. – 10.09.2018; Linz.
Fehlurteil. Das Ars Electronica Festival geht der Frage nach, wozu Fehler führen können.
Und wie Algorithmen darüber urteilen, was ein Fehler sein könnte.

Was ist abweichendes Verhalten? Was ein Fehler? Wer hat das zu beurteilen? Nach welchen Kriterien? Mit welchem Recht? Und: Welche Folgen hat es für die Zukunft unserer Gesellschaft, wenn abweichendes Verhalten zunehmend von auf künstlicher Intelligenz basierenden Überwachungssystemen sanktioniert wird?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich das diesjährige „Ars Electronica Festival“ unter dem Motto „Error – The Art of Imperfection“.

Je undemokratischer Gesellschaften werden, umso mehr sind sie danach bestrebt, alles unter Kontrolle zu haben. Keine „Fehler“ und Abweichungen mehr zuzulassen. Das in China im Aufbau befindliche „Social-Credit-System“ dient diesem Zweck. Es verfolgt das Ziel, abweichendes unerwünschtes Verhalten durch möglichst vollständige Überwachung im Voraus auszuschalten. Möglich wird diese immer lückenloser werdende Überwachung durch automatisierte selbstlernende Überwachungssysteme, die Abweichungen von Mustern erkennen und über automatisierte Prozesse Sanktionen verhängen oder auch Privilegien verteilen.

Der Mensch wird so in letzter Konsequenz zum Objekt umfunktioniert, dessen Zweck vor allem darin besteht, als apolitisches Produktionsmittel zu funktionieren und keine Fehlfunktionen zu zeigen.

Neben dem Verlust an Demokratie und Meinungsfreiheit wird ein derart nach „Fehlerfreiheit“ strebendes System in weiterer Folge aber noch eine weitere Konsequenz zu tragen haben: den Verlust an Kreativität. Denn Innovationsfähigkeit und Kreativität einer Gesellschaft hängen unmittelbar mit ihrer Toleranz gegenüber abweichendem Verhalten und Fehlern zusammen. Sie sind für die Überlebensfähigkeit jeder Gesellschaft langfristig unabdingbar.

Dieser kleine Denk-Fehler ist den chinesischen Architekten des „Social-Credit-Systems“, wie es scheint, noch nicht aufgefallen. Sie werden wohl früher oder später ihren Preis dafür zu bezahlen haben. Denn Penicillin, Teflon, Autoreifen, Vaseline und Silicium-Solarzellen haben alle etwas gemeinsam: Es gäbe sie nicht ohne vorangegangene Fehler, Zufälle und von der Norm abweichende Herangehensweisen.

Das Ars Electronica Festival erforscht in diesem Jahr die Potenziale, die Gesellschaften mit dem Bekenntnis zum Unperfekten und zur Improvisation haben. Wir Österreicher verstehen uns ja als Meister darin. In diesem Sinne: „Wird schon schiefgehen“.

ARS ELECTRONICA Festival 2018
06.09. – 10.09.2018
Various locations
Linz
ars.electronica.art/news/