29.05. – 04.06.2018; Wien.
„We need to disagree“. Das Vienna Shorts Festival bringt die Notwendigkeiten der Zeit auf den Punkt.
Auf dem Punkt sein: Darin besteht die Kunst im Genre Kurzfilm. Es geht darum, sofort gepackt zu werden. Auf dem Punkt ist auch das Motto des diesjährigen Vienna Shorts Festivals, das ganz im Zeichen der politischen Debatte und des bewussten Widerspruchs stehen soll: „We need to disagree“.
Der Gegenwartsbefund von Festivalleiter Daniel Ebner und seinem Team ist lapidar: „Wir sind permanent unterschiedlicher Ansichten: darüber, wie unsere Gesellschaft geformt werden soll, über das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit, über die Grade an Individualität und Solidarität. Im politischen Diskurs überwiegen aktuell Polarisierung und Parteinahme statt Debatte und Engagement. 50 Jahre nach 1968 und dem einstigen Kampf für persönliche Freiheiten und freie Meinungsäußerung haben wir unsere gesellschaftlichen Standards und Werte dem Populismus sowie den Filterblasen der Sozialen Medien überlassen. Aber wir müssen widersprechen, wir müssen argumentieren: also zuhören, pausieren, überlegen, und dann sprechen – und zugleich das Ende progressiver Errungenschaften abwehren.“
Dafür soll beim der geeignete Rahmen geschaffen werden, die dem gesellschaftspolitischen Diskurs neben dem Filmprogramm ausreichend Raum geben. Neben dem Wettbewerbsprogramm als Kern des Festivals, bei dem sich die Gewinner der Festivalhauptpreise auch für die Auswahlliste zur Oscarnominierung qualifizieren können, wird in weiteren Festivalsektionen einzelnen Filme-
machern in der Reihe SPOTLIGHTS eine besondere Bühne geschaffen.
Im Format EXPANDED wird mit Filmpräsentationsformen experimentiert, die den gewohnten Rahmen von Leinwand und
Kinosaal verlassen und das VIS INDUSTRY Programm gibt den Film-Professionals Raum für gezielten Austausch.
Eines der vielen Programmelemente, ist die Ausstellung „shaping democracy“ im Museumsquartier, die das Vienna Shorts Festival gemeinsam mit dem Quartier 21 und dem Museumsquartier ausrichtet. Die von Doris Bauer und Daniel Ebner kuratierte Ausstellung ist ein partizipativer Rundgang durch die Geschichte der österreichischen Republik, die die wesentlichen Grundlagen und auch Paradoxien des Landes ins Auge fasst, bei der Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart oft weit auseinander klaffen. In der audiovisuellen Schau kann das Publikum selbst entscheiden, aus welchen Filmen es sich „sein“ Österreichbild zusammenbasteln will. Ein cleverer didaktischer Schachzug und gleichzeitig auch ein heute höchst notwendiger Hinweis darauf, dass die Staatsform der Demokratie stets der aktiven Mitgestaltung bedarf.
VIS Vienna Shorts
29.05. – 04.06.2018
Various locations
Wien
www.viennashorts.com