Kristina Tsvetanova – Blitab, Tablet für Blinde

Kristina Tsvetanova, CEO und CoFounder von "Bitlab Technology"

Blitab – Ein taktiles Computer-Tablet für Blinde

Das Wiener Start-up „Blitab Technology GmbH“ von Kristina Tsvetanova und Slavi Slavev entwickelte den ersten fühlbaren Tablet-PC. Die Idee dahinter ist, blinde und sehbehinderte Menschen besser in den digitalen Alltag zu integrieren.

Weltweit gibt es 39,8 Millionen blinde Menschen und 285,3 Millionen mit einer schweren Sehbehinderung, davon leben etwa 300.000 in Österreich. Für ihre Teilhabe an der digitalen Welt der Gegenwart gab es bis dato lediglich einzeilige Braille-Lesezeilen, die elektronisch verfügbare Textinformationen, soweit sie linear verfügbar sind, auch für Blinde auslesen, als einzig brauchbares Hilfsmittel.
Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones, Tablet-PCs und anderen Anwendungen mit Touchscreen-Technologie hat sich aber die Art der Aufbereitung und Darstellung von digitalen Inhalten radikal gewandelt. Viele digitale Inhalte und Dienstleistungen werden heute nicht einmal mehr auf Homepages für herkömmliche PC-Anwendungen ausgegeben und sind damit für Blinde und Sehbehinderte nicht mehr zugänglich.
An diesem Punkt setzt das Blitab des gleichnamigen Wiener Start-up-Unternehmens von Kristina Tsvetanova und Slavi Slavev an: Blitab ist eine taktile Tabletoberfläche, die sowohl Braillezeichen als auch ertastbare grafische Informationen ausgeben kann und Informationen zugänglich macht, die über herkömmliche Braillezeilen für Blinde nicht auslesbar wären.
Tsvetanova entwickelte das Blitab gemeinsam mit Slavi Slavev und seinem Bruder Stanislav Slavev, beide sind Experten im Bereich Software und 3D-Design. Die Idee dazu kam der Jungunternehmerin während ihres Studiums. Auslöser dafür war Tsvetanovas Begegnung mit einem blinden Mitstudenten, der Hilfe bei der Online-Anmeldung zu einem Kurs benötigte.

Das Blitab gibt nicht nur Text, sondern auch Grafik und Bild in Braille-Schrift aus

Gemeinsam mit Slavi Slavev gründete Kristina Tsvetanova nach Ende ihres Wirtschaftsingenieursstudiums die Firma „Green Vision“, um den ersten Prototyp für das Blitab zu entwickeln. Preisgelder und staatliche Förderungen wie das AWS Impulse XS-Programm dienten der Erstfinanzierung des innovativen Projektes. Via Crowdfunding versuchte man den Bau des ersten Prototyps zusätzlich zu finanzieren. Die Verbindung aus Technologie und sozialem Mehrwert war eines der Argumente, warum die Idee zahlreiche Preise, darunter den Creative Business Cup 2015 in Kopenhagen oder den österreichischen Social Impact Award 2014, gewann. Im Oktober 2016 soll das Produkt auf den Markt kommen.

Die Funktionsweise des ersten taktilen Tablets für Blinde

Das Blitab ist unter anderem erstmals im Stande, eine ganze Seite in Braille-Schrift darzustellen – und zwar gänzlich ohne mechanische Elemente. Vergleichbar mit einem E-Book stellt das Blitab Texte dar, aber eben in Braille-Schrift. Anstelle einer Bildschirmanzeige wird eine glatte Oberfläche verwendet, die Bläschen wirft, die haptisch wahrgenommen werden können. Die Bläschen übernehmen die Funktion der mechanischen Stifte einer herkömmlichen Braillezeile. Damit ist es möglich, Textfiles von USB-Sticks, Memory Cards oder Webbrowsern in Braille zu übertragen. Das Blitab ist als technische Plattform für alle gängigen und zukünftigen Software- Applikationen konzipiert.
Während die eine Hälfte des Braille-Tablets dazu dient mittels physischer Bläschen Text in Brailleschrift und grafische Elemente darzustellen, ist die zweite Hälfte ein Touchscreen, wie man ihn von den gängigen Tablets und Smartphones kennt, der zusätzlich mit einer text-to-speech-Navigation ausgestattet ist. Dadurch wird die taktile Textausgabe mit einer akustischen Sprachausgabe verknüpft. So werden unter anderem Icons und Menüs von handelsüblichen Apps auf dem LCD-Schirm in diesem Teil des Blitabs angezeigt und die eingebaute Sprachausgabe verbalisiert, was die dort normalerweise sichtbaren Icons bedeuten, bzw. in welchem Menü man sich gerade befindet.
Blitab unterscheidet sich von anderen Lösungen laut Tsvetanova durch die Erfindung der patentierten smart liquid technology, die neue Möglichkeiten der Darstellung erlaubt. So kann nicht nur Text, sondern auch Bild und Grafik dargestellt werden. Erstmals können Bilder in eine geringe Pixel-Auflösung konvertiert und so auf dem Blitab ausgegeben werden.
Wenn beispielsweise auf einem herkömmlichen Touchscreen ein Bild angezeigt wird, wird dieses auf der oberen Hälfte des Blitabs durch die Übertragung in physische Bläschen dargestellt und kann so von dem/der blinden Benutzer_in „erfühlt“ werden.

Das Blitab eröffnet Blinden so Zugang zu digitalen Inhalten, die ihnen bislang noch vollkommen unzugänglich waren. In der Freizeit, in vielen Dienstleistungsbereichen, die zunehmend in den Onlinebereich verlagert werden und nicht zuletzt in der Schule. Beim Produktdesign des Blitabs wurde deshalb besonders darauf geachtet, dass es für alle Altersgruppen leicht und schnell zu bedienen ist. Zur optimalen Umsetzung dieses Vorhabens wird das Blitab derzeit weltweit in 300 Schulen von 2.500 Schülern getestet.

Kristina Tsvetanova
CEO & CoFounder
BLITAB Technology
Braille-Tablet
www.blitab.com