Österreichs erstes Frauenmuseum steht in Hittisau in Vorarlberg. Creative austria fragt nach, warum. Und stellt aus diesem Anlass drei Künstlerinnen aus Österreichs Westend vor: die Ausnahme-Pop-Musikerin Zeebee, die Klarinettistin Petra Stump-Linshalm und die Lichtkünstlerin Sigrun Appelt.
Die eine Seite des Gebäudes: die Feuerwehr. Die andere: ein Frauenmuseum. Der im wahrsten Sinne des Wortes ambivalente Neubau in Hittisau – einer nahe der deutschen Grenze gelegenen Vorarlberger Gemeinde – lässt staunen. Österreichs erstes Frauenmuseum ist mehr zufällig als bewusst neben einer sehr traditionellen und traditionell männerdominierten Einrichtung wie der Feuerwehr entstanden. Aber eben diese Begegnung spiegelt eine Situation wider, die sehr typisch ist für Vorarlberg.
Hier wird den authentischen Traditionen mit einem sehr modernen Blick begegnet. Sichtbare Ergebnisse einer erstaunlich gut vereinbaren Melange aus Alt und neu zeigen sich ganz besonders in der Architektur. Auch da bietet das Frauenmuseum in Hittisau ein hervorragendes Beispiel: traditioneller Holzbau, in neue markante Formen gefügt. Und der Inhalt?
„Das Frauenmuseum betrachtet als seine Aufgabe, die Welt (Vergangenheit und Gegenwart) aus Frauensicht darzustellen, die Auseinandersetzung der Frauen mit ihrer natürlichen und gesellschaftlichen Umwelt, und die daraus entwickelte (frauenspezifische) Kultur zu zeigen“, so die Leiterin Elisabeth Stöckler. Es gehe vorrangig darum, das Bewusstsein der heutigen Frauen durch historische und gesellschaftliche Bezüge in Hinsicht auf die eigene Identität zu schärfen. Neben Forschungs- und Vermittlungsarbeit stehen laufend Projekte und Ausstellungen im Zentrum des Tätigkeitsbereiches. „An verschiedenen Stationen können die Besucherinnen Erfahrungen mit dem eigenen Körper machen. Ob künstlerisch, spontan, besonnen oder verrückt: es werden Impulse für ungewohntes Erleben und Verstehen gesetzt.“ An spannenden Themen mangelt es jedenfalls nicht. Und die Institution unterstützt eine Tendenz, welche die Wahrnehmung der weiblichen Identität in der Öffentlichkeit des Landes stärkt.
Die bekannte, international tätige Foto-, Video- und Licht-Künstlerin Sigrun Appelt kann ein Auge von außen auf die Situation in ihrer Heimat werfen und bestätigt, dass sich die Bedingungen – z. B. für Künstlerinnen – geändert haben: „Das hat sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Weibliche Künstlerinnen finden mehr Akzeptanz als dies noch Anfang der neunziger Jahre der Fall war.“ Appelt selbst ist in Bludenz geboren, heute lebt und arbeitet sie in Wien. In Vorarlberg ist sie auf Grund ihrer Zusammenarbeit mit Zumtobel Lighting, einem der erfolgreichsten Unternehmen mit Headquarter in Vorarlberg, präsent – zuletzt mit der Lichtarbeit „160 kW“ am Kunsthaus Bregenz.
Wenn wir der Homepage www.zeebeemusic.com glauben dürfen, wohnt die Musikerin mit dem einprägsamen Künstlernamen zeebee „in the rockin mountains of Austria“. Gemeint ist natürlich Vorarlberg, denn dort lebt zeebee. Auch wenn sie bereits mit 17 bei der britischen Band pig bag wirkte und mit ihrer ersten eigenen Formation d-sire bei einem Schweizer Platten-Label rauskam. Via Internet arbeitet sie heute mit unterschiedlichsten Songwritern aus aller Welt zusammen. Und hat sich einen Sound zugelegt, der sich von bisher Gehörtem in aller Deutlichkeit abhebt – eine ganz eigene Sache irgendwo im Spannungsfeld von Pop, Jazz, Trip Hop, Dub, Hip Hop, Jazz, Trance und Folk. Ihre beiden jüngsten Alben „chemistry” und “priorities” erschienen bei dem österreichischen Alternative-Label Angelika Köhlermann Records. Auch keine üble Adresse.
Ganz anders klingt die Musik, die Petra Stump-Linshalm macht. Derzeit erarbeitet die Klarinettistin mit ihrem „Gahl-Huang-Stump Trio“ (Annelie Gahl – Violine, Hsin-Huei Huang – Klavier, Petra Stump-Linshalm – Klarinette) neue Werke von Komponisten wie Jörg Widman, Rebecca Saunders, Klaus Lang, Beat Furrer u. a. nach vielen Jahren kehrt Stump-Linshalm wieder nach Vorarlberg zurück, um ihr Instrument hier zu unterrichten. Sie selbst wurde am Vorarlberger Landeskonservatorium ausgebildet, bevor es sie nach Wien und Amsterdam verschlug.
Übrigens gibt es in Vorarlberg auch offene Augen und Ohren für große Künstlerinnen der Vergangenheit: Lückenlos dokumentiert ziehen sich heute die Spuren von Angelika Kauffmann, einer der großen Malerinnen (!) des 18. Jahrhunderts, durch das Bundesland. Geboren im schweizerischen Chur, verbrachte sie ihre Jugendjahre im vorarlbergischen Schwarzenberg. Hier wurde sie unter anderem durch den eigens für das Festival Schubertiade errichteten Konzertsaal geehrt.
INFO Frauenmuseum Hittisau: Frauenmuseum, Platz 501, A-6952 Hittisau www.frauenmuseum.com Vorarlberger Landesmuseum: Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz www.vlm.at Sigrun Appelt im Web www.siegrunappelt.com Zeebee im Web www.myspace.com/zeebeezeebee Petra Stump-Linshalm im Web www.stump-linshalm.com Vorarlberg Tourist Board www.vorarlberg.travel